Ich glaube, da bekomme ich Probleme mit meiner Schwester. Sie will die ganze Meute behalten.
Und ich gestehe, den Leuten, die seinerzeit wegen eines Kätzchen bei mir angefragt haben, wollte ich auch keines geben. Aussagen wie "es ist Corona, wir brauchen unbedingt ein Kätzchen für unsere Kinder" und "mit vier Wochen kann man doch ein (einzelnes!) Kätzchen abgeben" sind für mich nicht unbedingt vertrauenserweckend.
Da von den sechs Jungkatzen allerdings fünf Kater sind ist es sowieso fraglich, ob die sich auf Dauer vertragen oder der ein oder andere auswandert. Wir werden zwar über den Winter alle sterilisieren/kastrieren lassen - als erstes und vordringlich die drei Kätzinnen (zwei Mütter und eine Jungkatze) - aber die Erfahrung mit früheren Katzen zeigt, dass nicht jeder Kater auch kapiert, dass er kastriert ist. *g* Da auch noch mindestens zwei "wilde" Kater in der Umgebung sind ist durchaus Konfliktpotenzial da. Es fängt ja auch schon an, dass am liebsten jeder seinen eigenen Futternapf hätte und manchmal der ein oder andere mit dem Fressen wartet, bis er einen Napf für sich allein hat. (Ich bereite vier bis fünf Näpfe für sechs bis acht Katzen mit Trocken-/Nassfuttergemisch und nachfolgend grundsätzlich einen weniger für Milch. Reste werden in je einen Napf zusammengeleert und bleiben stehen für später.)
Ich finde es aber auch immer wieder schön zu sehen, wie unterschiedliche Charaktere die einzelnen Tiere haben. Und wie sich ihr Verhalten im Laufe der Zeit auch ändert:
- Prinz, einer der älteren, sich absolut seiner Eleganz bewußt, läßt sich nur streicheln, wenn er grad Lust darauf hat, sonst weicht er aus. Schaut sich beim Fressen immer zuerst ALLE Näpfe an, bevor er sich für einen entscheidet. Und ist auch oft der erste, der wechselt, wenn er meint, in einem anderen könnte noch was Besseres (=Nassfutter) drin sein. Beim Schmusen muss er manchmal "Zurückschmusen", fängt dazu die streichelnde Hand auch schon mal mit den Pfoten ein.
- Floh, der Wurfbruder von Prinz, der ursprünglich wesentlich kleiner war, aber jetzt gut aufgeholt hat. Ebenfalls getigert, aber statt Gold eher Silber im Fell und eine unruhigere, weniger elegante Musterung, dazu das Fell nicht ganz so glänzend. Eigentlich auch kein großer Schmuser, aber seit kurzem legt er sich sogar auf den Boden und will am Bauch gekrault werden. Wenn ich die Näpfe einsammle und am Waschbecken wasche ist er sofort auf dem Hocker unter dem Waschbecken und schmust hingebungsvoll an den Waschbeckenrand. Weil er ganz genau weiß, dass er danach seine Milch bekommt, die mindestens so wichtig ist, wie das "feste" Futter. Er frisst eher kleine Mengen auf einmal, dafür umso öfter. Am liebsten frisst er abwechselnd, einen Brocken Futter, ein, zwei Zungen Milch, dann wieder ein Bissen Futter. Das geht durchaus auch mal zehn Minuten lang. Wenn ich zur Tür rauskomme ist er meistens der erste, der da ist. Und dann kann man auch gleich wieder etwas fressen. Schmeckt ja viel besser, wenn ich dabei bin. Sein Kugelbauch zeugt davon, daran kennt man noch, dass er mal ein echter "Floh" war.
- Karlchen, ein typischer roter Kater und der großformatigste aus dem zweiten Wurf, genauso groß wie Prinz. (Die beiden Würfe haben nur neun Tage Altersunterschied.) In seiner Entwicklung ähnlich weit wie Prinz, schon sehr selbständig. Vermutlich auch, weil wir einige Zeit seine Augen behandelt haben (irgendwann auch mit Zwang, sprich Nackengriff) geht er momentan eher auf Abstand. Außerdem hat er wohl auch mal einen Kampf verloren und scheut deswegen fremde Katzen (Kater). Er ist nicht immer zum Fressen da, hat es auch nicht mehr nötig zu kommen, wenn man ruft. Die Konkurrenz am Futternapf geht ihm auf die Nerven, er will einen Napf für sich allein haben und wartet ggf. ab, bis er frisst. Hat man es geschafft, seine Scheu zu überwinden, schmust er immer noch gerne, aber er ist schreckhaft. Momentan hat er noch ein Problem mit dem linken Auge, morgen werde ich versuchen, mit ihm zum Tierarzt zu fahren (wenn ich ihn gefangen und in die Kiste gesteckt bekomme). Ich könnte mir vorstellen, dass ihn auch das schreckhaft macht, weil er da momentan wohl nicht so gut sieht. Das innere Lid ist mit der Hornhaut verklebt oder so ähnlich. Ich hoffe, das wird wieder. Er entwickelt sich momentan auch ein wenig zum Plauderer, gibt Anwort, wenn man ihn anspricht.
- Räuber, ein schwarz-weißer Kater, neigt zur Korpulenz. Er ist nach dem Räuber Hotzenplotz benannt, weil er als Kätzchen GAAAANZ gefährlich war und sein Körperbau entwickelt sich wohl nach dem Vorbild. *g* Wenn man mit ihm schmust dauert es nicht lange, bis er anfängt zu spielen und zu beißen. Immer vorsichtig, aber mit meiner Schwester spielt es sich einfach schöner als mit den Geschwistern. Auch Hosenbeine sind tendenziell Beute. Er kann ein Rabauke sein, aber auch ein Schmuseräuber. Streichelt man eine andere Katze ist er quasi sofort da und drängt sich dazwischen, denn ER ist schließlich der wichtigste.
- Herzerl, die einzige Katze unter dem Jungvolk. Dreifarbig mit einem hellen rot, viel weiß und ein paar grauen Flecken. An der linke Flanke ein graues Herz, daher der Name. Sie kann aber auch ein echtes Herzerl sein, ziemlich durchtrieben und "gschert". Sie habe ich wohl schon am häufigsten auf die Pfoten getreten, den sie ist so nah an den Beinen, dass sie sie berührt (während des Gehens!) und sitzt gerne auch mal auf den Zehen. Baumelnde Schnüre, Plastiksäcke mit Erde und Vorhänge haben es ihr angetan, wenn man sie sucht, findet man sie problemlos hinter dem Vorhang eines Schuhregals auf dem Sack mit Blumenerde sitzend. Hätte ich einen Fischteich würde sie wohl fischen, denn sie ist eindeutig nicht wasserscheu. Beim Blumengießen muss sie ganz genau schauen, wo ich hingieße und von Schale zu Schale mithüpfen. Läuft der Wasserhahn an der Garage sitzt sie daneben und beobachtet das Wasser, Spritzer stören nicht. Beim Verteilen der Futternäpfe kommt sie regelmäßig mit der Pfote, gieße ich die Milch ein trinkt sie am liebsten direkt vom Strahl.
- Bärli, der größte Schmusebär der Truppe. Ein hellroter Kater und neben Herzerl das Leichtgewicht von allen. Er frisst als einziger auch nur selten Milch. Nimmt man ihn auf den Arm dauert es nur Sekunden, bis er auf der Schulter sitzt - und die langen Haare meiner Schwester putzt. Meistens wird er dann auch zum "Schleckermonster" und putzt Gesicht, Hals, Hände gleich mit. Auch er reagiert "eifersüchtig", wenn man einen anderen streichelt. Wenn er spielt kann er am meisten aufdrehen und vergisst dann auch schon mal jegliche Rücksicht. Dann riskiert man echte Kratzer und Bisse. Ihn dann noch einzufangen ist schwierig und durchaus gefährlich. Und wenn man ihn aus den Augen läßt werden Waden und Hosenbeine von hinten angegriffen. Mit Krallen! Tja, Bären sind eben gefährlicher als Räuber.
- Hexe, die Mutter von Prinz und Floh, nur ein Jahr älter als die beiden. Eine fast schwarze Katze, die sich benimmt wie eine Mischung aus Hexe, Diva und verrücktem Kätzchen. Wenn das Jungvolk tobt, tobt sie mit. Wenn ihr zur falschen Zeit einer zu nahe kommt, wird er angegrummelt und mit der Pfote verscheucht, insbesondere am Futternapf. Die Augen sind fast ständig weit geöffnet vor Nervosität und Überspanntheit. Sie kann hingebungsvoll am Boden schmusen und ist weg, wenn man sich zu ihr hinunter beugt- um sich zwei Meter weiter wieder am Boden zu rollen. Aber sie war eine hingebungsvolle Mutter, hat auch auf das Miauen der fremden Kätzchen reagiert. Ich vermute, aus ihr könnte man eine Ammenkatze machen (würden wir sie nicht demnächst sterilisieren).
- Mama Katze, die Mutter von Karlchen, Räuber, Herzerl und Bärli - und von Hexe sowie mWn jeder Katze in der Umgebung und das schon seit vielen Jahren. Deswegen der "Name". Eine dreifarbige Katze ähnlich ihrer Tochter Herzerl, die sicherlich schon zehn Jahre alt ist. Sie ist nur futterzahm, kommt auch nicht wirklich ins Haus, ist nur manchmal zum Fressen da. Wenn sie um Futter bettelt schmust sie aber auch hingebungsvoll, solange man nicht versucht, sie festzuhalten. Sehr schreckhaft und vermutlich schwerhörig (den Reaktionen nach). Sie hat noch nie einen Tierarzt gesehen, hatte daher zweimal im Jahr Junge, die sie selten durchgebracht hat. Dass wir diesen Wurf gefunden haben, er auch noch zugänglich war (wir haben schon mit ca. vier Wochen zugefüttert und die Augen verarztet) und sie ihn nicht nach Entdeckung woanders hin verzogen hat war absolutes Glück. Früher habe ich ggf. nur tote Kätzchen gefunden... Ich hoffe, dass wir es schaffen, sie diesen Winter sterilisieren zu lassen. Sie ist ausgemergelt von den ständigen Schwangerschaften und hätte es verdient, noch einige ruhige Jahre verleben zu können. Ich habe noch vor Augen, wie sehr sie es genossen hat, im Sommer nicht ständig selber Hunger zu haben und Mäuse für die unterernährten Jungen jagen zu müssen, sondern einfach nur im hinteren Hof in der Sonne liegen zu können und dem Jungvolk beim Spielen zuzusehen. Der Nachbar - dem die Katze eigentlich gehört - hatte sie mal gefangen, sie aber wieder frei gelassen, weil sie sich in der Box halb umgebracht hat. Wird kein schönes Erlebnis und ob sie uns danach noch traut ist fraglich. Wird sicherlich einige Zeit dauern. Ich frage mich, wie es bei wirklich wilden Katzen funktioniert, die man mit der Falle fangen muss. Nach der OP müssen sie ja auch noch einige Zeit unter Beobachtung bleiben, bis sie wirklich wieder fit sind.
Tja, das ist die Truppe, die ich versorge. Als "Staubsauger" und Restevernichter fungiert ein wilder, kräftiger Kater, der den Farben nach offensichtlich der Vater von Prinz und Floh ist. Er kommt inzwischen schon mal auf zwei Meter ran und verdrängt ggf. auch die anderen vom Futter, weshalb ich sie teilweise "bewache". Dann gibt es noch einen schweren weißen Kater mit ein paar schwarzen Flecken, der jedoch so scheu ist, dass ich ihn kaum zu sehen bekomme. Und vermutlich den ein oder anderen nicht standorttreuen Streuner. *g* Reichlich Konkurrenz für meine fünf Jungkater.