Insektenhotels, Notlügen bei Demenz und Bürokratenwahnsinn

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Michael CH
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Insektenhotels, Notlügen bei Demenz und Bürokratenwahnsinn

Beitrag von Michael CH » Sa Jul 12, 2014 21:09

Mod-Edit: Dieser Thread ist der ehemals zweite Teil von hier.

hallo mia

danke für die lateinischen namen. du hast mir damit sehr geholfen.
ja, der ruhrpott hat mir mächtig eindruck gemacht als ich mal einige wochen in essen gearbeitet habe. so viele menschen! da ist es ja ein gutes zeichen, dass es doch naturschutzgebiete gibt. und DICH haben sie auch :hallo:
und ich sollte weniger jammern. allerdings: bei uns im mittelland ist es gleich wie bei dir. da ist schluss mit natur und in der politik kommt die wirtschaft immer zuerst.

das mit dem insektenhotel eilt überhaupt nicht. interessieren täte mich insbesondere wie deine freundin die reet/bambus halme abtrennt.

ich habe beruflich nie mit menschen mit demenz gearbeitet, stelle es mir aber als sehr herausvordernd vor. mein eindruck ist, dass demente menschen auch nur die kleinste "notlüge" bemerken und auf ihre weise unmissverständlich ragieren.

Danke und Gruss

Michael
Mia hat geschrieben:Lieber Michael, :smile:


Irre, wie sich mache Dinge gleichen. Ich arbeite aber jetzt nicht mehr in einem Behindertenheim, sondern in einer Demenz-WG. Aber halt auch viel soziales Engagement! Ich werde keine Erfahrung mit selbstgebauten Insektenheimen machen, ich werde sie kaufen. Freunde von mir fertigen sie schon länger. Allerdings ist diese Freundin aktuell sehr krank. Liegt soeben mit Vorhofflimmern im Krankenhaus. Aber sobald sie wieder auf der Höhe ist, werde ich ihr Deine Fragen stellen!
*****
Nun Deine Klagen, und das hat mich ja fast umgehauen:
schön wärs. hier wird ringsherum fast nur konventioneller anbau oder mlichwirtschaft betrieben. selbst das bischen an ökoflächen (wiesen welche die bauern nicht mähen und dafür staatliche subventionen bekommen) haben kaum wildblumen. löwenzahn hat es in rauhen mengen, was von der überdüngung kommt. der futtermais wird immer auf den gleichen parzellen angebaut. im frühling roundup und dann zack der mais rein. (...)
der futtermais der bauern wächst mindestens 3 mal so schnell! kannst du dir das vorstellen? ich darf gar nicht daran denken wieviel chemie da zum einsatz kommt. für die tiere ist es schlimm. es hat zwar wald aber keine hecken. füchse und rehe sieht man oft. aber feldhasen nur selten. denen wird die lebensgrundlage entzogen. wildbienen und andere insekten sind wirklich nicht sehr häufig zu sehen.(...) unsere region wird stereotyp als das heile landleben verkauft wo die luft rein und die natur noch in ordnung ist. aber das ist eine illusion. die biodiversität hat auch hier bedrohend abgenommen. selbst die ursprünglichen mischwälder sind heute fast ausschliesslich monokultur-fichtenwälder (das holz wurde für die eisenerzgewinnung verwendet). doch statt zu reagieren wird die keule geschwungen. efizientere maschinen die schwer sind, völlig übergewichtige tiere (eine kuh gibt heute 4x so viel milch wie vor hundert jahren) verdichten den boden. dann wundern die sich dass plaken und hahnenfuss wächst. die würde man besser wachsen lassen, weil sie den boden auflockern. die tiere fressen sie ja nicht. aber nein: auch hier munter gespritzt oder geschäumt.
das behämmerte ist: die bauern können kaum davon leben weil die lebensmittel zu billig sind und probieren noch mehr aus dem boden raus zu quetschen. unter dem strich verlieren alle. dabei hätte das emmental viel potential.
Klingt, als würdest Du in Dortmund und mitten im Ruhrgebiet wohnen.
Wo ich früher wohnte, an der Grenze zum Bergischen Land, war es besser. Klar, da wurde auch Mais nach RoundUp angebaut, aber die Feldraine waren reicher, bunter, man konnte Pflanzen "entdecken". Hier in Dortmund ist alles wie "eine Soße" und das frustriert mich sehr: Mais, Raps, Weizen, kein Wildkraut mehr auf dem Feld, an den Rändern nur Gras. Eine unbelebte, schwere Scholle! Feldhasen sieht man hier gar nicht mehr.
Dafür hat es einen Flughafen, in den die Dortmunder Bürger jährlich Millionen an Steuergeldern reinstecken müssen, weil er sich nicht trägt. Es frustriert mich unwahrscheinlich.
ABER, es ist seit meiner Kindheit doch etwas besser geworden. Es gibt zumindest ein paar kleinere Naturschutzgebiete, in denen das forschende Auge wilde Blumen und Pflanzen entdeckt. Sonst würde ich hier kirre werden!

Deine Frage nach Schwarz/Weissdorn und Schneeball hat mich etwas überfordert, ich müsste googlen, um die lateinischen Namen rauszufinden, hatte aber wenig Zeit, deshalb antworte ich auch so spät. Du sollst in jedem Fall nicht europäische, sondern wirklich lokale Sorten nehmen!
Die wachsen hier überall, ich kenne sie, aber wie sie lateinisch genau heißen, das weiß ich nicht.
Also, ich schicke das jetzt mal ab und setze mich an Tante Google.
Die Infos kommen gleich.

Lieben Gruß,
Mia

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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Mia » So Jul 13, 2014 00:23

Hi Michael, :grin:
interessieren täte mich insbesondere wie deine freundin die reet/bambus halme abtrennt.
Abtrennt oder aushöhlt?
Da ich ihre Firma kenne, denke ich, sie und ihr Mann machen es mit der Bandsäge. Und zwar keineswegs Halm für Halm, sondern die Halme wahrscheinlich im rund/flachen Paket mit Tape umwickeln ( kann dieses einfache Tapezierband sein, weil sich das wieder gut lösen lässt), und dann zack- zack, mit feinem Sägeblatt sensibel gleich zig Stück miteinander schneiden. Durch das Tape reißen auch empfindliche Halme außen nicht aus. Über diese Fertigung bin ich mir ziemlich sicher.
Innen könnte ich mir vorstellen, dass sie sie mit Pfeifenreigern putzen, darüber bin ich mir allerdings nicht sicher. Dazu müsste ich meine Freunde fragen.
mein eindruck ist, dass demente menschen auch nur die kleinste "notlüge" bemerken...
Nein, tun sie nicht. Man muss ja ständig lügen. Wobei ich auch nicht genau weiß, wie Du das meinst. Wenn Du Deinetwegen lügst und sie beschummeln willst, spüren sie das schon, werden dann auch - zu Recht - ärgerlich. Aber man muss sie ständig um ihrer selbst wegen belügen. Da ist meinetwegen die 90 jährige Frau S., die sich als kleines Mädchen fühlt und Angst hat zu spät nach Hause zu kommen. Oh Gott, was wird ihre Mutter sagen? Und sie weiß den Weg nicht mehr!
Der sage ich ganz klar: "Keine Angst Frau S.! ICH bringe Sie heute um sieben nach dem Abendbrot pünktlich nach Hause! Und ich rede mit der Mama! Alles wird gut!" Das tröstet.
Oder es erscheint Herr H. in der Küche, seinen Kackhaufen in der Hand. Den hat er unbeobachtet vor dem Bett von Herrn L. abgesetzt, war sich aber unsicher, ob er da wirklich hingehört. - Den werde ich nicht tadeln! Sobald mein Gesicht jetzt nämlich Zweifel oder Zorn zeigt, wird der Herr ehemaliger Diplomingineur anfangen zu schreien: " Ich bin ein dummer Hund! Ich weiß nichts mehr! Ich gehe hier weg!" Und dann wird er mit der Kacke um sich werfen. Also sage ich: "Prima , Herr H.! Sie haben den Sachverhalt super erkannt! Meine Kollegin wird Sie jetzt ins Bad begleiten. Dort machen Sie sich dann etwas frisch. Alles ist gut!"
Und sofern mein Gesicht nicht positiv genug ist und er doch mit seiner verzweifelten Schreierei anfängt, was für ein dummer Hund er inzwischen doch ist, gehe ich deutlich auf ihn zu und sage ihm, dass er mein bester Freund in dieser WG ist und wie sehr ich ihn schätze. "Validation" nennt sich das.
Es ist sehr unterschiedlich zu dem Umgang mit Behinderten, die wir ja eigentlich ständig auffordern besser zu werden und mehr persönlich hinzukriegen.

Für heute einen lieben Gruß,
Mia
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Michael CH
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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Michael CH » Sa Jul 19, 2014 17:22

Mia hat geschrieben:H und dann zack- zack, mit feinem Sägeblatt sensibel gleich zig Stück miteinander schneiden. Durch das Tape reißen auch empfindliche Halme außen nicht aus. Über diese Fertigung bin ich mir ziemlich sicher.
hallo mia

:pfeif: hmm, als so gibt es bei mir ausrisse auf der innenseite. wir probierens nun mit einem seitenschneider. das scheint ganz gut zu gehen.
validation: ja, das kenne ich. wobei die auch unterschiedlich ausgelegt wird wie ich gehört habe. auf alle fälle ist es der bessere weg mit den menschen zu kommunizieren als sie mit medikamenten ruhig zu stellen.

michael

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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Mia » So Jul 20, 2014 02:52

Hi Michael, :smile:

wenn Du auf der Bandsäge mit feinem Blatt schneidest und vorher mit Tape umwickelst, reißen die auch auf der Innenseite nicht aus. Der weitere Vorteil zum Seitenschneider ist, dass Du gleichzeitig VIELE Halme schneiden kannst.
Falls Ihr eine Bandsäge habt, probier das mal aus. Fest umwickeln und ganz sanft, nur mit leichtem Druck, sägen.
****
Habe gerade den absoluten Frust in meiner Demenz-WG. Wie validiert man Controller? - Indem man ihnen in den Hintern kriecht, gell? Au, was habe ich dazu Lust!
Ich hatte mir einen Kopf gemacht, wie ich die Arbeit in der Küche optimieren kann. Kurze Wege! Möglichst alles Benötigte sofort bei der Hand! Also habe ich entschieden, wenn ich oder andere am Herd kochen, wir die Fläche links davon, zur Spüle hin, zum schmieren von Butterbroten verwenden, und nicht die gegenüberliegende Küchenzeile, bei der wir dem Herd den Rücken kehren müssen. Das ging auch ein Jahr lang gut. Bis eine neue, stellvertretende Contollerin eingestellt wurde.
Die stellte sich hin und erklärte, 10 Zentimeter nach rechts über dieser Fläche hinge ein Sterilliumspender, wenn ich darunter Butterbrote schmieren würde, und sich gleichzeitig eine Schwester die Hände desinfizieren wollte, sei das unhygienisch.
Ich erklärte, wenn gekocht würde, sollten sich die Schwestern doch bitte an einem der anderen Sterilliumspender die Hände desinfizieren, davon gäbe es 5, den Herd aber nur einmal. Damit hielt ich die Sache für erledigt. Oh, großer Irrtum!
Sie lief flugs zur Obercontrollerin und beklagte sich! - Jetzt habe ich einen dicken Rüffel wegen unhygienischen Arbeitens, und alle meine Argumente ( dem Herd NICHT den Rücken drehen, als Abhilfe den Sterillumspender 10 cm nach links hängen) wurden nicht gehört.-- Gerade könnte ich sie alle durchprügeln!!! Statt dessen lächle ich. Oh man! Aber sowas wirst Du auch aus Deinem Job kennen.

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Michael CH » So Jul 20, 2014 20:55

Mia hat geschrieben: Sie lief flugs zur Obercontrollerin und beklagte sich! - Jetzt habe ich einen dicken Rüffel wegen unhygienischen Arbeitens, und alle meine Argumente ( dem Herd NICHT den Rücken drehen, als Abhilfe den Sterillumspender 10 cm nach links hängen) wurden nicht gehört.-- Gerade könnte ich sie alle durchprügeln!!! Statt dessen lächle ich. Oh man! Aber sowas wirst Du auch aus Deinem Job kennen.
Lieben Gruß,
Mia
Die Tendenz bei genormten Qualitätssicherungsverfahren ist, den gesunden Menschenverstand völlig aus zu schliessen. (Ist ähnlich bei Bio Zertifizierung) Alle haben Angst davor in die Verantwortung gezogen zu werden und so wird alles nur noch nach Schema F verarbeitet. Und dem Personal, das eh schon unter enormem Druck steht, wird damit auch nicht geholfen.
Das schlimmste ist jedoch, dass Schema F auch bedeutet, dass man ausserhalb des Schemas nix mehr sieht und hört. Das Blinde Auge. So werden dann wirkliche MIsstände nicht aufgedeckt. Davon hört man bei uns zumindest Regelmässig. Vor 3 Jahren flog ein Fall auf, wo jemand über 20 Jahre hinweg in mehreren Heimen (als Angestellter Betreuer!) BewohnerInnen sexuell missbrauchte. Unmöglich dass da keiner davon Wind bekommen hat. Und doch war es so.
Über Kurz oder Lang wird hier ein Umdenken statt finden müssen.

Michael

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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Carolyn » Mo Jul 21, 2014 10:22

Michael CH hat geschrieben:Die Tendenz bei genormten Qualitätssicherungsverfahren ist, den gesunden Menschenverstand völlig aus zu schliessen. (Ist ähnlich bei Bio Zertifizierung) Alle haben Angst davor in die Verantwortung gezogen zu werden und so wird alles nur noch nach Schema F verarbeitet.
Genau deswegen mag ich keine Standardisierung. Denn der Standard ist meistens der kleinste gemeinsame Nenner, in (deutschen) Noten ausgedrückt eine 4-, also so gerade eben noch bestanden. Für besseres ist dann kein Platz mehr. Wer eine Standardisierung nötig hat um die Qualität zu sichern, von dem lasse ich tunlichst die Finger.

Mia, ich weiß ja nicht, wie bei euch Controlling definiert ist, aber mit dem eigentlichen Controlling hat das nichts zu tun. Wir haben ja auch einige Leute, die sich mit Zertifizierung usw. beschäftigen, aber das sind Ingenieure und andere Techniker. An Deiner Stelle würde ich übrigens die Argumente sauber aufbereiten und zur "Obercontrollerin" gehen oder ggf. noch eine Stufe höher. Das ist nur eine verlorene Schlacht, kein verlorener Krieg.

Gruß
Carolyn
Controllerin :wink: :lol:
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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Mia » Mi Jul 23, 2014 02:04

Ich lasse das jetzt erst mal sacken, Carolyn. :smile:

Bin eh niemand der gerne Krieg hat und Schachten schlägt. Ich werde es vermutlich langfristig auf eine "weiche Weise" machen.
Reden, erklären, gut arbeiten dabei, Freunde sammeln. Die dann in Dienstkonferenzen einen etwas anderen Gesichtspunkt vertreten. Hatte schon meine Argumente dabei, als ich mit der Obercontrollerin sprach. - Sie hat mich nicht mal angehört! Keine Zeit! Hat mich allerdings belobigt, wie gut ich arbeiten würde - bis auf die Sache mit dem Sterilliumspender. Hat mir dann allerdings auch unterstellt, wenn ich 10 Minuten früher mit meiner Arbeit fertig würde als gedacht - und das sei ihr zugetragen worden - ich diese 10 Minuten aus der Körperpflege der zu Betreuenden wegknappsen würde.

Echt, es ist fast nicht zu glauben: Viele Schwestern und Betreuerinnen bei uns rauchen. DIE knappsen tatsächlich Zeit weg! Verschwinden immer wieder auf die Dachterrasse oder in den Keller oder in den Vorgarten. Niemand petzt hier.
Aber einer Mia, die im Dienst absolut nicht raucht, die noch Aufgaben von anderen übernimmt, wenn sie gebeten wird, der wird unterstellt, bei der Grundpflege zu knappsen?
Gestern habe ich mal den ersten Gegenschritt gewagt: Wie immer hat mir Kollegin L. den besonders schwierigen Bewohner R. auf's Auge gedrückt, den ich körperlich überhaupt nicht pflegen muss, denn er gehört nicht zu "meinen" Leuten. Sonst habe ich mich immer beeilt, trotzdem auch noch mit allem anderen fertig zu werden. Gestern Abend habe ich L. zum ersten Mal gesagt: "Der R. hat mich soviel Zeit gekostet, dass ich leider mit der Küche nicht mehr fertig wurde. Spülmaschine ausräumen und Flächen abwischen musst jetzt du. Gute Nacht!" :wink:

Ich denke, Carolyn, Controlling im Altersheim ist schon etwas gänzlich anderes als in einer Firma, die Produkte herstellt. Es geht hier auch um seelische Kompetenzen. In wie weit lässt ein Betreuer sich ein, ohne ZU nahe zu kommen? Wie kann er die Alten motivieren, wachhalten, trösten? Ihnen durch - von ihnen gelöste- Aufgaben auch ein Stück Glück vermitteln? Ihnen durch Malen, Plätzchenbacken, Töpfern ihren ehemaligen Lebenshorizont erhalten?
Und jetzt, und das für mich wichtig und würde mich sehr interessieren: Was ist das, Michael, was Du als das "Blinde Auge" bezeichnest?
Das gibt es, darüber bin ich mir ganz klar. Kannst Du das noch mal mehr verdeutlichen und ggf. durch links klarmachen?

Lieben Gruß,
Mia
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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Carolyn » Do Jul 24, 2014 12:52

Ok, dann ausführlicher:
Mia hat geschrieben:Hat mich allerdings belobigt, wie gut ich arbeiten würde - bis auf die Sache mit dem Sterilliumspender. Hat mir dann allerdings auch unterstellt, wenn ich 10 Minuten früher mit meiner Arbeit fertig würde als gedacht - und das sei ihr zugetragen worden - ich diese 10 Minuten aus der Körperpflege der zu Betreuenden wegknappsen würde.
Und genau das meine ich damit, dass das nichts mit Controlling zu tun hat. ;)

Ich weiß, dass der Begriff oft derart mißbraucht wird. Es gibt auch in der Industrie und anderswo Chefs, die das Controlling gerne dafür mißbrauchen würden (und es auch tun). Das ist einer der Gründe, warum das Controlling so einen schlechten Ruf hat. Aber das hat genauso viel mit Controlling zu tun wie Mobbing mit Personalführung oder vertical farming mit Bio. Das sind Krebsgeschwüre eines an sich vollkommen neutralen Werkzeugs.
Controlling hat NICHTS aber auch nicht das GERINGSTE mit der Kontrolle von Personen zu tun :!: Es ist im ganz wörtlichen Sinne unpersönlich (was auch nicht immer unproblematisch ist, klar). Im Controlling haben personenbezogene oder auch nur personenbeziehbare Daten nichts verloren. Da geht es nicht um Mitarbeiter XY sondern um die Abteilung ABC oder die Kostenstelle 3452 oder das Projekt IDEE oder sie Maßnahme TUN. Natürlich arbeiten in der Abteilung oder auf dieser Kostenstelle oder an dem Projekt auch die und die Mitarbeiter, aber den Anteil eines konkreten Mitarbeiters an dem Erfolg oder Mißerfolg festzustellen ist dann Sache des Vorgesetzten, nicht des Controllers. Auch Unfallzahlen, Krankheitsquote, oder so schwer messbare Dinge wie Mitarbeiterzufriedenheit und Betriebsklima können dazu gehören, je nach Aufgabenstellung und Organisation, aber wer den Unfall gebaut hat, wer dauerkrank ist oder wer da ewig rumstänkert geht das Controlling nichts an.

Wenn euer Controlling überprüft, wie Beschäftigungs- und Motivationsmaßnahmen greifen, ob Schulungs-/Weiterbildungsmaßnahmen nötig sind, oder all die anderen Dinge, die Du im letzten Absatz aufgezählt hast, dann ist das Controlling, absolut ja. Aber zu überprüfen, wie Du als Mitarbeiterin mit dem Namen "Mia" Deine Arbeit machst hat NICHTS mit Controlling zu tun! Das gehört zur Personalführung, nicht zum Controlling! Wenn ich der Kollegin im Lohnbüro (als Beispiel) sage, dass die Zahlen, die sie mir liefert, Mist sind, dann kann ich das als Kollegin und als "interner Kunde" tun, aber nicht als Controllingverantwortliche. Ob die Buchung auf ein falsches Konto von dem einen oder dem anderen Kollegen getätigt wurde ist mir absolut egal, ich suche mir den Namen wenn überhaupt nur deswegen raus, weil ich einen Ansprechpartner brauche, der das korrigieren kann und um evtl. zu verhindern, dass der Fehler wieder passiert. Der "offizielle" Weg wäre, den Abteilungsleiter zu informieren, aber das wäre nicht nur überzogen sondern auch viel zu langsam und aufwendig. Ich will den Kollegen ja eben gerade nicht maßregeln, ich will informieren und einen Sachfehler korrigieren.

Nochmal: Controlling kümmert sich nicht um Dich als Person. Controlling kümmert sich um Kosten, Nutzen und Sachverhalte.

_____________________

Dieses Blinde Auge dürfte stark artverwandt zu Betriebs- oder Abteilungsblindheit sein, zu Zahlengläubigkeit und Tunnelblick und wie man dieses Phänomen noch alles nennen kann. Man konzentriert sich so sehr auf ein bestimmtes Ding, auf das Erreichen eines ganz bestimmten Zieles, auf die Einhaltung einer bestimmten Vorschrift, dass man den Überblick verliert und nicht mehr mitbekommt, dass es anderswo gerade gewaltig in die Hose geht. Als (doofes) Beispiel: Du konzentrierst Dich so sehr darauf, dass der Patient "Peter" genug zu essen bekommt, dass Du nicht mehr mitbekommst, dass er sich verletzt oder in die Hose gemacht hat. Denn Du bist ja nur für das Essen verantwortlich, nicht für waschen oder verbinden (dass das bei Dir nicht so ist weiß ich, wie gesagt ein doofes Beispiel). Sprichwörtlich wäre das "man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht". Deine Controllerin ist so sehr darauf fixiert, dass unter dem Steriliumspender nichts zubereitet werden darf, dass sie den Blick für die INSGESAMT bessere Lösung vollkommen verliert, noch nicht mal in Betracht zieht, dass es noch andere Aspekte geben KÖNNTE.
Dieses Denken in Gesamtzusammenhängen ist ja etwas, das auch ein biologisch wirtschaftender Gärtner erst (wieder) lernen muss, insofern ist man in keinem Zusammenhang vor einem "blinden Auge" gefeit.
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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Mia » Do Jul 24, 2014 23:33

Danke für die Erklärung, Carolyn. :smile:

Ich fürchte, es ist bei uns so, dass Controlling und Personalmanagement vermischt sind. Meine kontrollierende "Obertante" ( die NICHT unsere Chefin ist, diese tritt bei uns gar nicht in Erscheinung) kann mich auch rausschmeißen oder meinen Vertrag verbessern oder erweitern. Letzteres hat sie auch getan, trotz der Sache mit dem Sterilliumspender. Also, man schätzt mich, man will mich weiterhin zu leicht verbesserten Konditionen, hat mir aber gleichzeitig eins auf den Deckel gegeben. Tja.- Ich blicke bei solchen Sachen einfach nicht durch.

Die Pflege ist sehr gut bei uns - ich stehe absolut hinter dem Laden und dem, was wir tun! - aber manche Dinge sind wirklich albern, davon gleich mehr. Vielleicht hast Du auch dazu einen Tipp.

Das Ganze ist ein recht großes Familienunternehmen in der dritten Generation. Es ist einmal ein Altersheim, dann ein Haus mit Seniorenwohnungen inkl. Pflegeangebot, ein ambulanter Pflegedienst, ein weiteres Heim für Menschen, die nicht mehr allein atmen können, und dann drei Demenzwohngemeinschaften. Alle Häuser wurden in den letzten 30 Jahren neu gebaut, sind auch archetektonisch schön. Geleitet wird der Komplex von drei recht jungen Leuten, die Geschwister sind. Ich kenne nur die beiden Mädels, den Bruder habe ich noch nie gesehen. Der sehr nette Seniorchef, der das Ding wohl über Jahre aufgebaut hat, nachdem seine Mutter mit einem kleinen Pflegedienst zu Kriegszeiten anfing, spielt regelmäßig bei uns den Nikolaus oder den Osterhasen. Sein Bruder ist der besagte "R", der bei uns in der WG wohnt und der von mir täglich mitgepäppelt wird. Die ganze Familie gehört einer Art freien Kirche an - offenbar ohne jeden Sektenzusammenhang - die Wert darauf legt, Gutes zu tun.
Seniorchef kommt dann eben auch und holt Leute aus der WG ab zum Markt oder zu Gemeindetreffen, wo gesungen und geredet und was weiß ich wird. Unsere Leute genießen es jedenfalls jeweils sehr.

Eigentlich ist das eine sehr schöne Einrichtung, von der sich viele städtische, konfessionelle, und gerade auch viele private Heime, denen es oft nur um Profit geht, eine dicke Scheibe abschneiden können. Ich habe ja den Vergleich durch die 9jährige Pflege meiner Mutter, die ich immer auch mal wieder zur Kurzzeitpflege oder Reha nach OP's in ein Heim geben musste.

Der Personalschlüssel bei uns ist im Vergleich relativ gut, also jeweils zwei Kräfte auf 10 Leute. Das ist recht gut zu schaffen, wobei das, was getan werden muss, streng durchorganisiert ist. Es wird darauf geachtet, dass die Menschen abwechselnde Unterhaltung haben und etwas für ihren "Grips" tun. Morgens und Nachmittags bekommen sie je 1 1/2 Stunden Programm.
Morgens kann das Sport sein oder eine Zeitungsrunde, nachmittags basteln oder lesen wir, singen, spielen, tanzen, machen leichte Körperübungen, gehen auf die Terrassen, machen ein Quizz... und während ich 10 Leute beschäftige, müssen meine Kolleginnen die Wäsche bewältigen...
Das Problem bei uns ist aber, dass in letzter Zeit keine 3jährig ausgebildeten Fachkräfte mehr eingestellt werden, sondern oft junge Leute, die eine viel geringere Ausbildung haben. Da schüttel ich oft den Kopf. Aber zumindest haben sie noch eine! In manchen Heimen haben zu manchen Zeiten Schwesternschülerinnen das Sagen. Bei uns kommt das aber auch. Bei diesen hilflosen Mädeln gelte ich dann schon als alter Hase.

Ja, und jetzt kommt mal wieder ein Hammer, auch bezüglich des "blinden" Auges. Bezüglich der Küche habe ich es ja schon begriffen: Also links relativ hinten ist der Herd, davor eine Arbeitsfläche, darunter die Besteckschublade, darüber der Schrank für Teller und Tassen, neben der Arbeitsfläche schließt sich die Spüle an, darunter drei verschiedene Abfalleimer, daneben die Spülmaschine.
Weil aber 10 cm neben der Spüle über dieser Arbeitsfläche ein Sterilliumspender hängt, soll ich (und die von mir angelernten) nun auf der gegenüberliegenden Küchenzeile alle Nahrung zubereiten und dem Herd dabei den Rücken kehren. Wir sollen die Teller von der linken Seite nach rechts rübertragen, dort nun die Brote schmieren. Wir sollen das Gemüse links waschen, dann nach rechts rübertragen, dort zerkleinern und den Abfall wieder nach links bringen....mei, das machen wir doch glatt! :wink:

Next, und das ist jetzt mein eigentliches Thema: Mitte Juli hatten wir Sommerfest. Wir haben eine Altenpsychologin, sehr nett, sehr hilfreich. Die hat mich neulich daran gehindert, alte, schräge Schlagertexte, die Leute noch auswendig wussten, einfach aufzuschreiben. Sie verwies mich auf's Internet. Ich sollte googlen und sie ausdrucken. Meine Gruppenleiterin tat das auch für's Sommerfest. Geht ins Büro und will sie kopieren, wird sie von der "Obertante" und einer der Chefinnen daran gehindert.
Das ginge jetzt gar nicht mehr! Das verstöße gegen das Copyright. Man dürfe für ein Altersheim keine Texte mehr dem Internet entnehmen! Wir dürften nur noch die alten Vorlagen benutzen, die schon vor langen Jahren kopiert wurden, oder aber, als Ausgleich hätten sie uns nun ein Liederbuch gekauft, daraus sollten wir singen.
Das Ding hieß: "Der Kuckuck und der Esel." Das waren in erster Linie Kinderlieder, darauf folgten geistliche Lieder aus dem christlichen Gesangbuch. Ich habe es meiner Gruppenleiterin fast um die Ohren gehauen, obwohl sie keine Schuld daran hatte. Ich meine, unsere Alten, das sind erwachsene Menschen! Und jetzt sollen wir sie mit der "Kuckuck und der Esel" und mit "Geh aus mein Herz und suche Freud" beschäftigen, während ihre Seelen vielleicht viel eher alte Schlager und Zoten nach oben spülen wollen?
Vielleicht hast Du - bezüglich des Copyrights- hier einen sachlichen Rat, Carolyn?
Ich bin gegen die Verkindlichung von Demenzkranken!

Für heute einen lieben Gruß,
Mia
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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Michael CH » Fr Jul 25, 2014 11:08

hallo mia

vielleicht hilft dir dieser link weiter.

http://www.lieder-archiv.de/gema_und_copyright.html

ich kenne die gema nicht so gut, habe mit der gleichen organisation in der schweiz (suisa) schon das eine oder andere mühselige dechtelmechtel gehabt.
deren strategie ist meines erachtens mit undurchschaubaren regelungen hohe lizensierungsgebüren zu rechtfertigen.

wenn bei uns ein paar leute zusammensitzen, musik komponieren und damit auftreten, dann müssten die jedes set (progamm der musikstücke) der suisa melden. :doh:
der gesunde menschenverstand meint: kommt jemand zu schaden bei der kopie diese volksmusikliedertexte? nein, oder?

deine kollegin würde ich vorschlagen dieses musikvideo hier zu schauen http://www.youtube.com/watch?v=EKWn795CN9c und sich dann zu überlegen ob sie heute schon gelacht hat. okay: das ende ist tieftraurig, aber alles durchlebt höhen oder tiefen. nicht?
ach ja. dieser abschnitt ist nicht ganz ernst gemeint, aber es könnte trotzdem funktionieren :cool:

michael

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Re: Sind es Blattläuse auf meinen Tomatens

Beitrag von Carolyn » Sa Jul 26, 2014 14:28

Mia hat geschrieben:Ich fürchte, es ist bei uns so, dass Controlling und Personalmanagement vermischt sind.
Gruselige Vorstellung für mich (zum warum gleich noch mehr), aber historisch gesehen gar nicht so verkehrt. bevor es die Abteilung "Controlling" oder auch nur den Begriff als solches gab hat die Buchhaltung ein paar Zahlen geliefert, wurde die GuV und die Bilanz analysiert und daraus hat der Chef dann Graphiken gebastelt und die Entwicklung über Jahre hinaus verfolgt. Reichte in vielen Fällen ja auch, da die Firmen kleiner waren und die Gelder nicht so extrem knapp. von daher war also "Controlling" damals bei der Stelle angesiedelt, die auch Personalverantwortung hatte.
Heute fühlt sich das für mich jedoch so an, als würdest Du die Gewaltenteilung im Staat aufheben. Da bereitet jemand eine Entscheidung vor, beschließt sie (Legislative), setzt sie um (Exekutive) und fällt dann auch noch gleich ein Urteil bei einem Verstoß dagegen (Judikative). Ziemlich diktatorisch. wie gesagt, gruselige Vorstellung. Auch wenn ich den Aufwand mit der Gewaltenteilung, den der Staat betreibt (betreiben muss) nicht eins zu eins für nötig halte in der Wirtschaft.
Mia hat geschrieben:Next, und das ist jetzt mein eigentliches Thema: Mitte Juli hatten wir Sommerfest. Wir haben eine Altenpsychologin, sehr nett, sehr hilfreich. Die hat mich neulich daran gehindert, alte, schräge Schlagertexte, die Leute noch auswendig wussten, einfach aufzuschreiben. Sie verwies mich auf's Internet. Ich sollte googlen und sie ausdrucken. Meine Gruppenleiterin tat das auch für's Sommerfest. Geht ins Büro und will sie kopieren, wird sie von der "Obertante" und einer der Chefinnen daran gehindert.
Das ginge jetzt gar nicht mehr! Das verstöße gegen das Copyright. Man dürfe für ein Altersheim keine Texte mehr dem Internet entnehmen! Wir dürften nur noch die alten Vorlagen benutzen, die schon vor langen Jahren kopiert wurden, oder aber, als Ausgleich hätten sie uns nun ein Liederbuch gekauft, daraus sollten wir singen.
Das Ding hieß: "Der Kuckuck und der Esel." Das waren in erster Linie Kinderlieder, darauf folgten geistliche Lieder aus dem christlichen Gesangbuch. Ich habe es meiner Gruppenleiterin fast um die Ohren gehauen, obwohl sie keine Schuld daran hatte. Ich meine, unsere Alten, das sind erwachsene Menschen! Und jetzt sollen wir sie mit der "Kuckuck und der Esel" und mit "Geh aus mein Herz und suche Freud" beschäftigen, während ihre Seelen vielleicht viel eher alte Schlager und Zoten nach oben spülen wollen?
Vielleicht hast Du - bezüglich des Copyrights- hier einen sachlichen Rat, Carolyn?
Ich bin gegen die Verkindlichung von Demenzkranken!
Tja, das Copyright ist da tatsächlich ein Problem, ich muss den beiden Damen leider Recht geben! Da liefen schon ganze Abmahnwellen durch das Internet (auch hier haben wir einen Thread deswegen gelöscht und bei youtube sind jede Menge Videos deswegen für deutsche Nutzer gesperrt), da wurden - auch für Privatleute - Strafen in drei- bis vierstelliger Höhe gefordert und gezahlt :!: , bei einem Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht (schönes Juristendeutsch, gelle? :wink: ) wären da die Strafen vermutlich ungleich höher, da von einem Unternehmen noch stärker erwartet wird, dass es sich mit den Gesetzen auskennt. Von daher haben "Obertante" und Chefin recht, tut mir leid. Texte aus dem Internet kopieren und gewerblich nutzen geht tatsächlich nicht mehr, das wären Raubkopien. Schon als ich in der neunten Klasse im Schulchor gesungen habe hatten wir nur Originalnoten und keine kopierten Noten mehr (jedenfalls offiziell :wink: ), des Copyrights wegen.

Der Schutz des Copyrights läuft irgendwann aus, aber das dauert sehr, sehr lange. Wenn Du heute ein Stück von Mozart spielen und öffentlich aufführen willst, hast Du kein Problem mit der Gema. Es gibt Leute, die alte Bücher einscannen und online zur Verfügung stellen. Bei den Büchern von Karl May müsste das demnächst oder seit kurzem möglich sein. Diesbezüglich hatte ich davon mal gehört, dass das Copyright irgendwann ausläuft. Aber Karl May ist ja auch schon seit 100 Jahren tot...
Hab gerade gegooglet, Wikipedia sagt in seinem Artikel über Urheberrecht, dass der Schutz standardmäßig 50 Jahre nach Tod des Autors ausläuft, in zahlreichen Ländern jedoch längere Fristen gelten. In Deutschland sind es 70 Jahre (§ 64 Urheberrechtsgesetz).

Womit ich den Rest des Textes jetzt grad wieder löschen kann. Ich kann mir zwar vorstellen, dass diese Kinderlieder älter als 70 Jahre sind - sofern sie nicht sowieso als Volkslied gelten - aber die Schlager usw. sicher nicht. SOOO alt sind Deine Leutchen (überwiegend) denn doch nicht. *g* Da dürfte es denn auch schwierig bis unmöglich sein, Liederbücher mit diesen Liedern zu bekommen, da müßten die Gema-Gebühren ja auch im Preis enthalten sein und dafür ist dieses Copyrightproblem auch noch nicht alt genug.

Wäre es eine Option, die Leute bei einer Schallplatte oder einer Kassette mitsingen zu lassen, ohne ihnen den Text in die Hand zu drücken? Die kann man für kleines Geld auf dem Flohmarkt bekommen und DANN habt ihr das Problem umgangen, da ihr die Musik ja nicht öffentlich vorführt (ich hoffe, dass das juristisch nicht als Vorführung bewertet wird, das müßte man aber ergooglen können; oder Du fragst schlichtweg die Chefin, ob sie damit einverstanden wäre). Das ist das einzige, was mir momentan dazu einfällt.

@Michael: Den Link zum Lieder-Archiv verweigert mein IE (mal wieder), deswegen kann ich dazu nichts sagen. Das liegt aber definitiv an meinem IE, ich hab das Problem auf vielen Seiten.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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Beitrag von Carolyn » Sa Jul 26, 2014 14:41

Carolyn hat geschrieben:
Mia hat geschrieben:Ich fürchte, es ist bei uns so, dass Controlling und Personalmanagement vermischt sind.
Gruselige Vorstellung für mich (zum warum gleich noch mehr), aber historisch gesehen gar nicht so verkehrt. bevor es die Abteilung "Controlling" oder auch nur den Begriff als solches gab hat die Buchhaltung ein paar Zahlen geliefert, wurde die GuV und die Bilanz analysiert und daraus hat der Chef dann Graphiken gebastelt und die Entwicklung über Jahre hinaus verfolgt. Reichte in vielen Fällen ja auch, da die Firmen kleiner waren und die Gelder nicht so extrem knapp. von daher war also "Controlling" damals bei der Stelle angesiedelt, die auch Personalverantwortung hatte.
Heute fühlt sich das für mich jedoch so an, als würdest Du die Gewaltenteilung im Staat aufheben. Da bereitet jemand eine Entscheidung vor, beschließt sie (Legislative), setzt sie um (Exekutive) und fällt dann auch noch gleich ein Urteil bei einem Verstoß dagegen (Judikative). Ziemlich diktatorisch. wie gesagt, gruselige Vorstellung. Auch wenn ich den Aufwand mit der Gewaltenteilung, den der Staat betreibt (betreiben muss) nicht eins zu eins für nötig halte in der Wirtschaft.
Mia hat geschrieben:Next, und das ist jetzt mein eigentliches Thema: Mitte Juli hatten wir Sommerfest. Wir haben eine Altenpsychologin, sehr nett, sehr hilfreich. Die hat mich neulich daran gehindert, alte, schräge Schlagertexte, die Leute noch auswendig wussten, einfach aufzuschreiben. Sie verwies mich auf's Internet. Ich sollte googlen und sie ausdrucken. Meine Gruppenleiterin tat das auch für's Sommerfest. Geht ins Büro und will sie kopieren, wird sie von der "Obertante" und einer der Chefinnen daran gehindert.
Das ginge jetzt gar nicht mehr! Das verstöße gegen das Copyright. Man dürfe für ein Altersheim keine Texte mehr dem Internet entnehmen! Wir dürften nur noch die alten Vorlagen benutzen, die schon vor langen Jahren kopiert wurden, oder aber, als Ausgleich hätten sie uns nun ein Liederbuch gekauft, daraus sollten wir singen.
Das Ding hieß: "Der Kuckuck und der Esel." Das waren in erster Linie Kinderlieder, darauf folgten geistliche Lieder aus dem christlichen Gesangbuch. Ich habe es meiner Gruppenleiterin fast um die Ohren gehauen, obwohl sie keine Schuld daran hatte. Ich meine, unsere Alten, das sind erwachsene Menschen! Und jetzt sollen wir sie mit der "Kuckuck und der Esel" und mit "Geh aus mein Herz und suche Freud" beschäftigen, während ihre Seelen vielleicht viel eher alte Schlager und Zoten nach oben spülen wollen?
Vielleicht hast Du - bezüglich des Copyrights- hier einen sachlichen Rat, Carolyn?
Ich bin gegen die Verkindlichung von Demenzkranken!
Tja, das Copyright ist da tatsächlich ein Problem, ich muss den beiden Damen leider Recht geben! Da liefen schon ganze Abmahnwellen durch das Internet (auch hier haben wir einen Thread deswegen gelöscht und bei youtube sind jede Menge Videos deswegen für deutsche Nutzer gesperrt), da wurden - auch für Privatleute - Strafen in drei- bis vierstelliger Höhe gefordert und gezahlt :!: , bei einem Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht (schönes Juristendeutsch, gelle? :wink: ) wären da die Strafen vermutlich ungleich höher, da von einem Unternehmen noch stärker erwartet wird, dass es sich mit den Gesetzen auskennt. Von daher haben "Obertante" und Chefin recht, tut mir leid. Texte aus dem Internet kopieren und gewerblich nutzen geht tatsächlich nicht mehr, das wären Raubkopien. Schon als ich in der neunten Klasse im Schulchor gesungen habe hatten wir nur Originalnoten und keine kopierten Noten mehr (jedenfalls offiziell :wink: ), des Copyrights wegen.

Der Schutz des Copyrights läuft irgendwann aus, aber das dauert sehr, sehr lange. Wenn Du heute ein Stück von Mozart spielen und öffentlich aufführen willst, hast Du kein Problem mit der Gema. Es gibt Leute, die alte Bücher einscannen und online zur Verfügung stellen. Bei den Büchern von Karl May müsste das demnächst oder seit kurzem möglich sein. Diesbezüglich hatte ich davon mal gehört, dass das Copyright irgendwann ausläuft. Aber Karl May ist ja auch schon seit 100 Jahren tot...
Hab gerade gegooglet, Wikipedia sagt in seinem Artikel über Urheberrecht, dass der Schutz standardmäßig 50 Jahre nach Tod des Autors ausläuft, in zahlreichen Ländern jedoch längere Fristen gelten. In Deutschland sind es 70 Jahre (§ 64 Urheberrechtsgesetz).

Womit ich den Rest des Textes jetzt grad wieder löschen kann. Ich kann mir zwar vorstellen, dass diese Kinderlieder älter als 70 Jahre sind - sofern sie nicht sowieso als Volkslied gelten - aber die Schlager usw. sicher nicht. SOOO alt sind Deine Leutchen (überwiegend) denn doch nicht. *g* Da dürfte es denn auch schwierig bis unmöglich sein, Liederbücher mit diesen Liedern zu bekommen, da müßten die Gema-Gebühren ja auch im Preis enthalten sein und dafür ist dieses Copyrightproblem auch noch nicht alt genug.

Wäre es eine Option, die Leute bei einer Schallplatte oder einer Kassette mitsingen zu lassen, ohne ihnen den Text in die Hand zu drücken? Die kann man für kleines Geld auf dem Flohmarkt bekommen und DANN habt ihr das Problem umgangen, da ihr die Musik ja nicht öffentlich vorführt (ich hoffe, dass das juristisch nicht als Vorführung bewertet wird, das müßte man aber ergooglen können; oder Du fragst schlichtweg die Chefin, ob sie damit einverstanden wäre). Das ist das einzige, was mir momentan dazu einfällt.

@Michael: Den Link zum Lieder-Archiv verweigert mein IE (mal wieder), deswegen kann ich dazu nichts sagen. Das liegt aber definitiv an meinem IE, ich hab das Problem auf vielen Seiten.
P.S. von der Modine: Falls ihr den Teil, der nun so gar nichts mehr mit Blattläusen zu tun hat, abgetrennt haben wollt (vor allem, Du, Michael, ist ja Dein Thread!), dann sagt Bescheid und ich setzt die Schere an.
Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. (Winston Churchill)

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