Apfelbaum platzt auf

Krankheiten, Heilung, Nützlinge und Schädlinge
crazydogs
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Apfelbaum platzt auf

Beitrag von crazydogs » Di Mär 26, 2019 10:39

Hallo,

mir ist bei unserem Apfelbaum aufgefallen, dass er an 2 Stellen "aufgeplatzt" ist und ich bin mir nicht sicher ob das krankhaft ist (Tier, Pilz etc.)oder was natürliches (Riß wegen Temperaturunterschiede).

Da ich diesen Baum während meiner Hochzeitsfeier (irische Tradition) gepflanzt habe hänge ich doch an dem Bäumchen.
Der Baum hatte letztes Jahr einen Pilz an den Blättern, so dass sich diese eingerollt haben. Nach Besprühen mit einem Mittel aus dem Fachhandel hat er aber wieder gesund ausgetrieben und zeigt auch jetzt außer diesen Stellen keine Krankheitssymtome.

Vielleicht kann mir jemand hier etwas sagen und falls es was "böses" ist vielleicht Tips geben.
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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von roccalana » Di Mär 26, 2019 12:42

Hallo
zuerst einmal recht herzlich willkommen :daumen:
das sieht wirklich nicht sehr schön aus.
Präzise kann ich Dir leider auch nichts sagen, aber schau doch bitte mal hier rein:
https://umwelt.hessen.de/sites/default/ ... nbrand.pdf
Sieht mir fast so aus.
So kannst Du genau kontrollieren, ob es passt.
Ich wünsche Dir viel Glück damit.
Roccalana :hallo:
Wer nicht ganz dicht ist, ist wenigstens für alles offen!

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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von crazydogs » Di Mär 26, 2019 12:54

Erstmal danke.
Ich werde das auf jeden Fall probieren.

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Carolyn
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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von Carolyn » Di Mär 26, 2019 13:10

Hallo crazydogs,

zuerst einmal willkommen im Forum! :grin:

Also einen Frostriss halte ich für ziemlich ausgeschlossen (das, was Du mit "Riss wegen Temperaturunterschiede" meinst). Diese verlaufen längst entlang der Saftbahnen und die Rinde schält sich dann quasi ab.
Das obere Bild sieht mir aus, als wäre es eine Verletzung, evtl. durch Wildverbiß oder eine Schürfwunde beim Mähen. Allerdings nicht erst kürzlich passiert sondern mindestens im letzten, eher vorletzten Jahr. Oder wurde da ein größerer Ast abgerissen?
Das untere Bild zeigt zum einen einen unsauber und unsachgemäß entfernten Ast, zum anderen aber schwärzlich verfärbte und eingesunkene Stellen in der Rinde und DAS ist für mich ein sehr deutliches Zeichen für einen Pilz- oder Bakterienbefall! Da er im letzten Jahr einen Pilz an den Blättern hatte, tippe ich auch hier auf einen Pilz, der ins Holz eingedrungen ist.

Bei einer so großen, infizierten Wunde sieht es für das Bäumchen leider nicht besonders gut aus. Ich bin für Baumkrankheiten kein Experte, aber ich an Deiner Stelle würde Folgendes versuchen:
Nimm ein RICHTIG, RICHTIG SCHARFES, kräftiges Messer und schneide die Wunden so aus, dass es glatte Schnittflächen ergibt und keine Hohlräume zwischen Rinde und Kernholz bleiben. Das Kernholz dabei aber nicht weiter ausschneiden, das braucht der Baum als "Stützskelett". Auch die schwarz verfärbten Stellen um die kleinen Risse müssen weg! Dabei sicherheitshalber durchaus einige Millimeter mehr wegschneiden. Nur musst Du UNBEDINGT vermeiden, einen Schnitt rund um den Stamm zu machen! Die "Adern" des Baumes, mit denen er Nährstoffe und Wasser von den Wurzeln in die Äste transportiert, verlaufen senkrecht den Stamm hinauf in der grünen oder weißen, weichen und feuchten Schicht zwischen Rinde und Kernholz. Ist so eine Ader durch einen Schnitt durchtrennt, ist sie (zumindest vorübergehend) außer Funktion. Durch die große Wunde im oberen Bild (sie scheint um den halben Stamm zu gehen), kann es Dir ohnehin passieren, dass der Baum halbseitig dürr wird.

Hast Du die Wunden so gesäubert, behandle sie mit dem Pilzmittel, das Du hast und lasse es abtrocknen. Wiederhole die Anwendung ggf. am Folgetag (lies vorher nochmals die Anleitung, ich weiß ja nicht, was Du da hast). Wenn dann hoffentlich "alle" Pilzsporen abgetötet sind, streiche künstliche Baumrinde o.ä. (im Fachhandel gibt es verschiedene Wundverschlussmittel für Bäume) auf die größeren Wunden, damit das Kernholz nicht austrocknet und reißt. Das wirst Du auch zukünftig ein- bis zweimal im Jahr wiederholen müssen, sofern es der Baum nicht schafft, die Wunde zu schließen/überwuchern. Die kleinen Wunden, wie z.B. die vom abgebrochenen Ast, kann der Baum von selber heilen. Es bleiben immer Pilzsporen übrig in den Wunden, das lässt sich nicht vermeiden, aber es sind hoffentlich wenig genug, dass den Rest der Baum selber bekämpfen kann.

Große Chancen gebe ich dem Bäumchen nicht, tut mir leid. :cry: Und das weniger wegen des Pilzbefalls als wegen der großen Wunden am Stamm. Sie sind wie eine offene Wunde beim Menschen Eintrittspforten für Krankheitserreger jeglicher Art. Und der dadurch gestörte "Blut"fluss schwächt das Bäumchen ja noch zusätzlich. :???:

Da bleibt mir nur noch viel Glück zu wünschen...
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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von crazydogs » Di Mär 26, 2019 14:48

Hallo,

danke erstmal für die ausführliche Antwort.

Ich habe letztes Jahr dieses (https://www.obi.de/rosenschutzmittel/co ... /p/1102193) Fungizied bekommen und nach 1 mal sprühen hat der Baum auch gesund nachgetrieben.
Sonst sieht der Baum zur Zeit gut aus. Hat reichlich grüne Blätter und viel Blüten rundrum, also dort ist alles ok und bisher keine Auswirkungen durch die Wunden.
Der Baum ist in einem großen Kübel im Garten. Einen Mähschaden kann man ausschließen und Tiere, abgesehen von 1 Katze, sind dort auch nicht gesichtet worden.
Den Baum haben wir seit 2 Jahren dort stehen und bisher war außen dem Pilz nie 2was dran. Ich habe mir auch gerade nochmal die Bilder von letztem Jahr angesehen und kann da die Wunde nicht finden.
Ich hänge mal Bilder von letztem Jahr an, auf denen mal den Pilzbefall sieht. Vielleicht hilft es euch ja.

Soll ich beide Wunden (also Bild 1 und 2 aus dem ersten Post) so säubern? Ich möchte jetzt ja nicht mehr kaputt machen wie eben nötig.
Soll ich das Pilzmittel weiter verwenden oder auf etwas härteres Umsteigen.
Gibt es auch was fürs Gießwasser um den Baum vielleicht von innen ungenießbar für den Pilz zu machen (für Läuse gibt es sowas ja.)

Wie gesagt, sonst ist der Baum grün und blütenreich.
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Blatt letztes Jahr
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Baum letztes Jahr mit Pilzbefall
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Baum letztes Jahr mit Pilzbefall

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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von Mia » Di Mär 26, 2019 17:29

Du sollst, vor allen Dingen, den Baum jetzt mal auspflanzen!
Ein Apfelbaum ist keine Kübelpflanze!

Möglicherweise erledigen alle Beschwerden von selbst, wenn der seine Wurzeln in gute, tiefe Erde strecken darf!

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von Carolyn » Di Mär 26, 2019 17:39

Hach je, das Bäumchen ist ja noch wesentlich kleiner/dünner als ich dachte! Ich hatte angenommen, der Stamm wäre doch so knapp drei Finger dick, aber das sind ja noch nicht mal zwei! Ja, dann glaube ich, dass das der Schaden von nur einem halben Jahr ist.
:nachdenk: Ne, da ist meine Schnittempfehlung zu rabiat, fürchte ich. Da ist die Gefahr zu groß, dass die Stabilität leidet, Du versehntlich den Stamm brichst beim Bearbeiten. Aber dass der Baum momentan gut antreibt ist jedenfalls ein Zeichen, dass er noch kräftig ist, ein gutes Zeichen! :grin: (Ach ja, Katzen sollten sich an dem Stämmchen nicht gerade die Krallen schärfen. :wink: )

Hast Du eine Handwaschbürste (so etwas: https://media.hygi.eu/103582/image/impo ... cf81a99ea6) oder eine noch harte Zahnbürste? Fest genug, dass es deutlich unangenehm, aber nur fast schmerzhaft ist, wenn Du damit über Deine Handinnenflächen schrubbst? Damit (und mit Wasser) schrubb die beiden Wunden gut ab, so dass loses Material entfernt wird, aber ohne die umgebende Rinde damit aufzureißen. Stell Dir vor, Du musst aus den "Zahnzwischenräumen" alle "Speisereste" und "Zahnbeläge" entfernen, genau das wäre mein Versuch, möglichst viele Sporen wegzuputzen.
Die schwarzen Stellen würde ich - vorsichtig! - mit einem spitzen Messer versuchen, auszuschneiden, sofern sie nicht kleiner sind als ein Fingernagel. So kleine Stellen lass unbearbeitet, da machst Du mehr kaputt als es nutzt.
Den unsauber abgebrochenen Aststummel würde ich aber schon aus optischen Gründen glattschneiden. Dann verwächst sich der Astansatz, wenn der Baum dicker wird. Und zukünftig zum Entfernen eines Astes eine entsprechende Astschere oder ein scharfes Messer nehmen, damit das Ganze nicht nach unten ausreißt. :wink:

Den Wirkstoff Azoxystrobin kenne ich nicht, was mir Google dazu grad bringt scheint unauffällig. Ist halt Chemie. Aber geh nach der Putzaktion einmal mit diesem Spritzmittel über die behandelten Stellen, damit das hoffentlich den Rest der Sporen killt. Alles, was im Holz selber sitzt, muss der Baum selber bekämpfen. Pilzsporen sind grundsätzlich SEHR robust, da wüsste ich nicht, dass es ein Gießmittel o.ä. gibt, um sie "von innen" zu bekämpfen. Bei Läusen funktioniert das ja nur, weil sie das "Blut" des Baumes bzw. Blattes saugen, aber das tun Pilze ja nicht.

Momentan bin ich unentschlossen, ob ich Dir raten soll, die größere Wunde mit Baumwachs zu verschließen. Darunter können sich doch noch vorhanden Pilzsporen dann nämlich lustig und geschützt tummeln. Trotzdem hätte ich da gerne etwas, dass die Sonne nicht so drauf knallt und alles austrocknet, denn ich gehe davon aus, dass der Baum in der Sonne steht, oder? Ist ja an sich auch nicht verkehrt. :nachdenk:
*lach* Der Baum kriegt einen Wundverband! :lol: Hast Du einen alten Verbandskasten aus dem Auto, der eh schon abgelaufen ist? Darin sind Mullbinden, sehr dünnes, lockeres Gewebe. Davon nimm eine und umwickle die Stelle, von oben nach unten und wieder zurück. Oberhalb der Wunde kannst Du das Ganze dann festbinden. (Das Ende der Mullbinde einreißen, verknoten, drumrum wickeln und nochmals verknoten. Das ist dann auch nicht so fest, dass es den Stamm einschnüren könnte. Soll ja nur den Verband an Ort und Stelle halten.) So kommt Luft dran, aber doch keine Sonne. Nach drei oder vier Wochen schaust Du dann, wie sich die Wunde entwickelt hat. Ist zu erkennen, dass die Rinde wächst und die Wunde sich langsam (!) schließt, dann ab mit dem Verband.

Ist das eine Zwergzüchtung, wie sie inzwischen für kleine Gärten in Mode sind? Oder soll daraus mal ein "richtiger" Baum werden? Je nachdem sollte er nämlich demnächst einen deutlich größeren Topf bekommen (anderthalbfacher Durchmesser), wenn er dieses Jahr an Umfang zunimmt. Ausgepflanzt ist die Faustformel, dass die Wurzeln fast so weit reichen wie die Äste. Die Töpfe, in denen man Pflanzen kauft sind IMMER!!!! viel zu klein!
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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von Carolyn » Di Mär 26, 2019 17:43

Mia hat geschrieben:Du sollst, vor allen Dingen, den Baum jetzt mal auspflanzen!
Ein Apfelbaum ist keine Kübelpflanze!
*lach* Damit hast Du grundsätzlich natürlich Recht, Mia! Aber bei Freunden meiner Schwester hat ein Boskop viele Jahre in einem - großen! (so 70, 80 cm Durchmesser) - Kübel ausgehalten, sogar ein paar Früchte getragen, und das war keine Zwergzüchtung. Wenn man also erst dabei ist, sich ein Haus zu bauen z.B., dann geht Kübelhaltung schon für einige Zeit.
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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von crazydogs » Di Mär 26, 2019 18:31

Man, ihr seit ja echt spitze. :hallo: :hallo: :hallo: :hallo:

Dann wird Dr. Crazydogs wohl dieses Wochenende operieren.
Ich hätte da eine Schuhbürste um den Dreck von den Schuhen zu bürsten (keine Polierbürste), eine "Schrubbbürste" von Oma und natürlich noch die Drahtbürste vom Grill.
Welche nehm ich da am Besten und entsorge sie nachher selbstverständlich.

Der Baum soll im Herbst erstmal einen großen Kübel bekommen und sobald wir in einem Haus sesshaft werden bekommt der einen Ehrenplatz im Land :grin:

Ich habe wegen dem Mittel gefragt weil es scheinbar recht speziell auf den Pilz von letztem Jahr ausgelegt ist und sonst bienenfreundlich ist und man sogar das Obst noch essen kann.

Wenn wir hier aber einen sehr aggressieven Pilz haben frage ich mich ob man da nicht was stärkeres nehmen sollte (bei Menschen nimmt man bei lebensbedrohlichen Krankheiten auch starke Geschütze).
Ein "Breitbandfungizied" oder sowas?

Normalerweise bin ich eher ein Freund von Schmierseife bei Läusen oder ausgekochtem Knoblauch/ frischer Milch bei Mehltau, aber hier muss man vielleicht doch ne Chemokäule rausholen.

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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von Carolyn » Mi Mär 27, 2019 14:56

Ich habe zwar selber keine, hatte auch noch nie eine in der Hand, aber die Drahtbürste vom Grill halte ich für zu hart. Die umgebende Rinde soll ja nicht verletzt werden dabei.
Zumindest meine Schuhbürsten sind dafür eher zu weich und vor allem auch zu unhandlich. Damit kommst Du nie in die Ecken.
Die Bürste von Oma dürfte wohl eine Wurzelbürste oder etwas in der Art sein (bzw. das moderne Äqivalent in Kunststoff). Das könnte passen - falls sie handlich genug ist.
Ansonsten schau, ob Du irgendwo eine billige 1-Euro-Zahnbürste kriegst, damit kämst Du am besten in die Ritzen und Ecken.

Warum bis zum Herbst warten mit dem Umtopfen? Im Herbst stellt der Baum sein Wachstum ein, verfestigt nur noch das Holz, damit es frosthart wird. Da soll er eigentlich keine neuen Triebe mehr bilden, weil die sonst nur im Winter erfrieren.
Aber JETZT will der Baum wachsen, nicht nur oben sondern auch die Wurzeln. Wenn Du ihn jetzt mit dem kompletten Erdballen in einen größeren Topf pflanzt kann er die neue Erde und den zusätzlich Platz schon jetzt nutzen und Du verschenkst keine Saison (im Prinzip ein ganzes Jahr). Wenn der Erdballen (weitestgehend) unverletzt dran bleibt, dann stört ihn das auch nicht weiter, selbst wenn er jetzt schon blüht (was reichlich früh ist). Arbeitet zu zweit, bereitet den neuen Topf mit einer Erdschicht am Boden vor, stellt ihn neben den jetzigen Topf, einer zieht das Bäumchen aus dem jetzigen Topf, den der andere festhält und hebt ihn direkt in den neuen Topf. Dann Erde drum rum, festdrücken, einschlämmen (damit auch all die kleinen Hohlräume geschlossen werden) und gut. Da merkt der Baum kaum, dass er umgetopft wurde.

Selbst wenn es so ein Breitbandfungizid gäbe (was ich nicht weiß), spräche mehreres dagegen:
1. Für den Privatanwender sicherlich nicht zugelassen, denn das wäre auch für den Menschen gefährlich. Du bräuchtest nicht nur Schutzkleidung sondern auch einen Kurs, um es anwenden zu können.
2. "Breitband" braucht es nur, wenn nicht klar ist, was es ist und/oder mehrere Krankheitserreger aktiv sind. Ich nehme an, Du hast "Breitbandantibiotikum" im Hinterkopf. :wink: Die sind nicht stärker (eher im Gegenteil) sondern nur nicht spezialisiert, mehr oder weniger universiell (naja, eher breitflächig) einsetzbar. Erst wenn die nicht (mehr) wirken braucht es Spezialisten, die dann auch stärker (mit mehr Nebenwirkungen) sind, aber dann auch nur für ein spezielles Bakterium (bzw. eine kleine Gruppe) verwendbar sind. Du hattest ja aber im letzten Jahr schon einen guten Erfolg mit dem Mittel, das Du hast. Also kann man davon ausgehen, dass es das passende Mittel für diesen Pilz ist. Ich gehe mal nicht davon aus, dass sich da schon eine Resistenz gebildet hat, SOOO leicht geht das dann doch nicht. *g*
3. "Mit Kanonen auf Spatzen schießen" kann mehr schaden als nutzen. So wie auf unserer Haut und in unserem Darm Millionen und Abermillionen Bakterien leben (mehr Bakterien als Zellen im ganzen eigentlichen Körper), die wir dringend zum (Über-)Leben brauchen (und die durch übertriebene Hygiene und zu viel Antibiotika nachhaltig geschädigt werden), so gibt es überall in der Natur ein feines Gleichgewicht zwischen unzähligen Mikroorganismen - wozu auch Pilze gehören. Mit einem Breitbandmittel triffst Du dann nicht nur den einen Krankheitserreger, den Du treffen willst, sondern auch all die vielen nützlichen Winzlinge, die auch ein Baum zum Überleben braucht. So gibt es z.B. im Wurzelbereich Pilze, die mit dem Baum in Symbiose leben und bestimmte Nährstoffe erst so aufspalten, dass der Baum sie aufnehmen kann. Tötest Du sie ab wird der Baum leiden. Ein gesunder Boden ist für einen Baum essentiell!
4. Hey, wir sind hier beim BIO-Gärtner! :wink: Hättest Du nicht schon ein chemisches Mittel, wäre Dir hier wohl Chinosol (ein Gurgelmittel aus der Apotheke *g*) empfohlen worden. Oder Zimt, wie ich grad anderswo gelesen habe (wirkt nachweislich nicht nur gegen Pilze).

Wäre dieser Pilz wirklich so aggressiv, hätte der Baum nicht anscheinend gesund ausgetrieben, sondern der Austrieb hätte ein gelbliches, krankhaftes Aussehen und wäre verkümmert.
Eine unversorgte Wunde ist für einen Menschen auch lebensgefährlich (schlag mal nach, woran Kreuzfahrer usw. im Mittelalter gestorben sind...), aber relativ einfache Mittel reichen aus, um sie vergleichsweise harmlos zu machen. :wink:
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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von crazydogs » Mi Mär 27, 2019 16:31

Hallo Carolyn,

ich geh dann gleich mal einkaufen.
Eine Zahnbürste, möglichst hart, und einen großen Kübel für den Umzug.
Dann ist nächstes Wochenende Umzug für das Bäumchen, wenn es nicht zu kalt ist.

Ich hatte nur an das Breitband-Zeug gedacht weil ich nicht weiß ob der Pilz der sich da eingenistet hat wirklich Mehltau oder Rost ist (ich glaube letztes Jahr war es ein Rost-Pilz) und ich keine zeit verschwenden möchte.
Aber du hast schon Recht, nicht immer gleich zur ganz großen Kanone greifen. :cool: :smile:
Kann ich dem Baum und den vielen kleinen Helferchen denn etwas gutes tun? Irgendwas um den Baum und sein Immunsystem zu stärken?
Eigentlich wäre er jetzt im Frühjahr wieder mit kalken dran, soll ich das machen oder lieber lassen?

Chinosol kenen ich auch, wusste aber nicht dass es auch fungizid wirkt. Kenn das eher als bakteriozid. Aber man lernt nie aus :cool:

Soll ich zusätzlich auch noch was mit Zimt machen?
Ich kenne bei Pilzbefall noch frische Vollmilch (aber keine H-Milch) und Knoblauch . Die Milchkulturen lassen sich auch den einen oder anderen Pilz schmecken.
Ausgekochter Knoblauch soll auch gegen Pilz helfen. Knoblauch und Milch setze ich seit Jahren gegen Mehltau an meinen Rosen ein.
Du siehst, eigentlich bin ich auch eher Bio :cool: , aber manchmal muss Chemie leider sein. :pfeif:

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Re: Apfelbaum platzt auf

Beitrag von Carolyn » Mi Mär 27, 2019 17:09

Eine Zahnbürste in "mittel" reicht auch, Du wilst sie ja nicht wochenlang täglich benutzen. :wink:

Klar kann niemand wissen, ob es tatsächlich ein Pilz (und welcher) ist. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß. Alternativ könntest Du natürlich unter dem Mikroskop nachsehen (lassen), welche Sporen es sind. Bzw. ein Labor das Bakterium bestimmen lassen - falls es das für Pflanzen schon analog zu Mensch und Tier gibt. *g* Ich denke, der Aufwand wie bei uns mit Abstrich (bzw. Blutabnahme) und Laboruntersuchung wäre dann doch des Guten zuviel, oder? :lol:
Dein Mittel scheint ein Pilz-Allrounder zu sein, nicht zu scharf, eben für den Privatanwender geeignet.

Was Dein Patient jetzt gut gebrauchen kann ist "Nahrung" *g*, aber auch das nicht zu hochkonzentriert. Wenn Du den Patienten umtopfst, nimm nicht die billigste Erde, die ist oft mit irgendwelchen Krankheitserregern (Schimmelpilz z.B.) belastet. Die allerteuerste muss es aber auch nicht sein, halt eine vernünftige Qualität. Gewöhnliche Blumenerde ist ok, die ist dann auch gut genug gedüngt. Falls es torffreie Bio-Erde ist, kann es sein, dass dann Pilze im Topf wachsen. :mrgreen: Keine Sorge, diese Sorten sind harmlos. :wink: Sie zeigen maximal an, dass der Wasserabzug besser sein könnte, die Erde also tendenziell zu nass ist.
Wenn Du statt gekaufter Erde Gartenerde nehmen willst, dann gib noch zwei oder drei Handvoll gut abgelagerten Kompost dazu, falls vorhanden. Solltest Du Dünger kaufen, dann einen Volldünger, also keinen reinen Stickstoffdünger wie Hornmehl, sondern einen, der alle Nährstoffe enthält (ein Bio-Dünger ist den Kleinstlebewesen da lieber als chemischer). Dabei dann ungedingt auf die Mengenanweisung achten und gut unter mischen, denn überdüngen kann dazu führen, dass die feinen Würzelchen "verbrennen". Unsereins verträgt ja auch nur ein gewisses Maß an Gewürzen (Chilli...). :rolleyes: :wink: Kalk braucht der Boden eigentlich nur, wenn der ph-Wert nicht stimmt. Hast Du den ph-Wert mal mit einem Teststreifen ausgetestet (gibt es glaube ich günstig in der Apotheke)? Ansonsten wäre Kalk eine ziemlich einseitige Düngung. Bildet sich z.B. Moos, dann ist Kalk ein mögliches Gegenmittel.

Ja, auf die Diskussion, ob Chinosol nun nur gegen Bakterien wirkt oder eben auch gegen Pilzbefall, bin ich auch gestoßen. Ich gestehe, ich selber habe es noch nie probiert, Mia ist hier im Forum die "Spezialistin" dafür. Da sie sich hier im Thread nur kurz gemeldet hat nehme ich an, ihr fehlt es grad an Zeit. Wenn Du magst kannst Du die Wunden nach der Behandlung mit Bürste und Fungizid mit Zimt einstäuben. Das hält die Wunden auch soweit trocken, dass es Pilzen unbequem wird, trocknet aber nicht soweit aus, dass sich Risse bilden würden. Sozusagen ein Wundpuder. Was Knoblauch und Vollmilch betrifft kann ich nichts dazu sagen mangels Erfahrung.
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