Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Gemüse, Salate, Kräuter, Heilkräuter, Gewürze und Pilze
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Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Beitrag von Mia » Mi Mai 15, 2019 23:26

Hallo in die Runde. :smile:
Ich gehe jetzt mal ehrlich damit um. Und von Euch erbitte ich eine ehrliche Antwort.

Vor einigen Jahren, als Wildkräutergenuss gesellschaftlich in Deutschland noch relativ neu war, habe ich begonnen, mich 'durchzuprobieren'. Gleichzeitig - und etwas später im Jahr - habe ich essbare Blüten probiert.
Mein Ziel war, diese wunderbaren Wildkräuter mal zusammenzuschreiben, und etwas über sie auszusagen. Wie sehen sie aus, ( wie erkennt man sie) ,wo ist ihr Standort, wann blühen sie, was ist bis wann gut genießbar - und was ist tatsächlich lecker?
Ich muss sagen, ich war damals und auch heute noch, vielfach enttäuscht.

Die vielbeachtete Knoblauchrauke - sie haut mich nicht um. Die Blätter fühlen sich im Mund weich und etwas haarig an, und der Geschmack, ja, er erinnert an Knoblauch. Aber muss ich deshalb meiner Zunge dieses unerwünschte Tasterlebnis antun?

Brennnesseln? Ich kann sie im Salat entbehren. Auch als 'Spinat' finde ich keinen rechten Reiz daran, da ist mir Neuseeländer Spinat oder der Baumspinat 'Magenta spreen' hundertmal lieber. Schmeckt besser.

Giersch? Man kann ihn essen, aber Petersilie mundet besser!

Bärlauch ist ein feines Kraut, frisch genossen, einige Blätter auf dem Salat, können schon prima sein. Wenn sie auch auf dem Salat labberig werden, und es keine rechte Freude ist, sie im Mund zu haben, es sei denn, man schneidet sie recht klein. Seinen besten Geschmack entfaltet Bärlauch aber als Pesto, mit Pinienkernen oder Walnüssen, und vor allem mit ordentlich Parmesan.

Löwenzahn? Die gebleichten, oder auch die frischen, bitteren Blätter, können eine anständige Endivie geschmacklich nicht ausstechen. Was allerdings sehr gut schmeckt, ist der sogenannte 'Löwenzahnhonig' den man aus den Blüten gewinnen kann.

Scharbockskraut, vor der Blüte als Salat genossen, finde ich wirklich schmackhaft. Frisch und knackig kommt es daher, ähnlich wie der wilde Sauerampfer von der feuchten Wiese. Nur: die Blätter sind so klein, man muss richtig sammeln! Was auf eine Weise ja auch schön ist. Aber fünf Leute möchte ich damit nicht verköstigen.

Gundermann? Ein Zeug, was ich roh nicht essen mag. Die Blätter sind fein, aber im Mund etwas hart und nahezu geschmacklos.
Kocht man es, mit Brennnesseln, zum Beispiel, schmeckt man es später nicht mehr heraus. Roh hat es ein Aroma, aber mich überzeugt es nicht.

Wiesenlabkraut ist zum Verspeisen auch nicht das Erlebnis meiner Wahl. Es schmeckt mild und grün, irgendwie unbestimmt, ähnlich wie Vogelmiere. Wenn ich Wiesenlabkraut und Vogelmiere esse, denke ich immer: so müssen sich Kühe oder Schafe fühlen.
Die Blüten schmecken allerdings süßlicher, aber auch nur frisch von der Wiese. In einem Salat vergehen sie rasch. Man kann sie nur drüberstreuen, in einer wie auch immer gearteten Tunke sind sie alsbald hinüber. Gut, andere Blüten kann man auch nur drüberstreuen, aber es gibt schmackhaftere als sie.

Wiesenschaumkraut kommt geschmacklich durchaus heftiger daher. Wenn man reinbeisst, spürt man seine Verwandtschaft zu Kohlgewächsen und entfernt zu Senf.
Auch Cardamine hirsuta (Gartenschaumkraut) kann mich überzeugen. Es wächst viel verbreitet als Unkraut im Garten, schmeckt frisch gut knackig und geringfügig scharf.
Bei beiden Kräutern kommt wieder das Problem mit der der Menge. Für einen Einzelnen mag die Menge der zarten Kräuter ja reichen...

Spitzwegerich und Breitwegerich mag ich nicht essen. Das sind Kräuter für eine Hustenmedizin. ( Achtung! In Überdosierung können sie leicht giftig sein.) Im Salat halten sie sich tapfer, schmecken aber nicht besonders.

Auch Franzosenkraut mag ich nicht essen, dabei mag es so gesund sein wie es will. Das Tasterlebnis mit der Zunge auf diesen leicht behaarten, recht weichen Blättchen, reicht mir, um es abzulehnen. Hätte mich Gott als Schaf geschaffen, würde ich es vermutlich köstlich finden. Aber ich bin eben kein Schaf.

Gänseblümchenblätter sind ganz wohlschmeckend. Viel Aroma haben sie nicht, die Blüten sind nicht unschmackhaft, hauen mich aber auch nicht um. Als Schaf, ja, bestimmt!

Ich denke, mit den grünen, wilden Kräutern bin ich jetzt ungefähr durch.

********

Nun zu den Blüten:
Klar, man kann Gänseblümchenblüten essen, wenn man es liebt, einen kleinen Blütenpuschel im Mund zu haben. Allein das Draufbeissen bereitet eine gewisse Schwierigkeit. Man will diese Blüte eigentlich gar nicht zerbeissen. Ich zumindest nicht. Und sie schmeckt auch nicht so, dass es einen umwerfen würde.

Was für mich gut geht, sind die Blüten der Kapuzinerkresse auf dem Salat und die blauen Blüten des Borretsch. Sie haben beide ein eigenes Aroma, und zunächst, einfach drübergestreut, zerfallen sie auch nicht. Der europäische Mund hat nicht so viele Probleme sie anzunehmen, wie bei einem Gänseblümchen oder gar Tausendschönchen. Letzteres zu kauen ist schon fast eine Mutprobe.

Und erst recht will der europäische Mund keine dicken Dahlienblüten verspeisen. Ja, natürlich kann man die essen! Meinetwegen auch mit Sojasauce. Uns Mitteleuropäern ist das aber fremd. Wir würden auch keine Rosenbüte mit Messer und Gabel auf dem Teller zerschneiden. Rosenblüten und Veilchenblüten gelten uns als Aromatisierungen, unsere Vorfahren machten Parfüm oder auch Konfekt daraus. Zum Aromatisieren kamen sie in die Bowle, getrocknet in Duftkissen, aber nie ist einer auf die Idee gekommen, sie anstelle eines Steaks mit heißer Sauce zu servieren.
Warum? Weil sie zerfallen. Weil sie vergehen. Sie eigenen sich nicht zur gekochten Zubereitung. Blüten sind keine Speise wie ein Steak. Es sind ganz sanfte Lebewesen - und sie sollten auch so gewürdigt werden.

Deshalb lehne ich es ab, mit Blüten zu kochen. Selbst diese gefüllten Zucchiniblüten, die es seit einigen Jahre auf Kochseiten gibt, lehne ich ab. Das ist für mich einfach nur albern! Diese Blüte wollte ursprünglich nur leben und Nachkommen in die Welt bringen.
Nichts, aber auch gar nichts, berechtigt uns, sie zu frittieren oder mit Hackfleisch zu füllen. Es ist ihr so absolut entgegen gesetzt! Diese Zubereitung achtet die Blüte nicht.
Und die Zubereitung könnte genauso gut gelingen, wenn man statt der Blüte Spinatblätter nähme. Oder meinetwegen Breitwegerich. Oder eine Hülle aus Teig.

So. Das war es, was ich zu sagen hatte.

Obwohl ich eine absolut engagierte Gärtnerin und Pflanzenfreundin bin, eine Frau, die quasi hinter jedem Bahndamm lauert, um zu schauen, wie viele Pflanzenarten in diesem Jahr wieder von ländlicher Chemie zum Tode verurteilt wurden, so dass von ihnen nichts mehr kommt---- halte ich doch diesen Kult des Wildpflanzenessens für nicht ganz in Ordnung.
Einerseits bin ich sehr, sehr froh darüber, weil er vielen Menschen einen Zugang zu der Welt der Wildpflanzen schafft, die sie dann auch als erhaltenswert empfinden. Gerade auch, was unsere Insekten betrifft.

Aber irgendwo steckt da ein Kreuz drin!
Das Zeug schmeckt zum Teil einfach nicht!
Ich meine, wenn Spitzwegerich oder Franzosenkraut oder Brennnesseln wirklich lecker wären, die Leute würden sich die Beine danach ausreissen! Es ist aber nicht wirklich lecker. Dieses Wildpflanzenessen hat was mit Kopfgeburten zu tun. Man tut es, weil es als gesund beschrieben wird. Man kann auch Smoothies daraus machen, mit Honig, weil es sonst nicht mundet. Und das eigene Herz ist dabei irgendwo anders.

Was sagt Ihr dazu?
Wie schätzt Ihr das ein?
Ich erwarte Eure Antwort.

Lieben Gruß
Mia
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Re: Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Beitrag von Hapy » Do Mai 16, 2019 11:56

Mia hat geschrieben:

Deshalb lehne ich es ab, mit Blüten zu kochen. Selbst diese gefüllten Zucchiniblüten, die es seit einigen Jahre auf Kochseiten gibt, lehne ich ab. Das ist für mich einfach nur albern! Diese Blüte wollte ursprünglich nur leben und Nachkommen in die Welt bringen.
Nichts, aber auch gar nichts, berechtigt uns, sie zu frittieren oder mit Hackfleisch zu füllen. Es ist ihr so absolut entgegen gesetzt! Diese Zubereitung achtet die Blüte nicht.
Und die Zubereitung könnte genauso gut gelingen, wenn man statt der Blüte Spinatblätter nähme. Oder meinetwegen Breitwegerich. Oder eine Hülle aus Teig.
Ich habe selbst noch keine Zucchiniblüten oder Kürbisblüten gefüllt (mit was auch immer). Es mangelt mir einfach an einer ausreichenden Anzahl von Blüten für eine Mahlzeit zu zweit. Deine Bedenken bezüglich der Nachkommen teile ich nicht. Wir essen ja auch Artischocken oder Tomaten, Blumenkohl, Broccoli, Holunderblüten und Nüsse. Radieschen und Rettiche ernten wir bevor sie zum blühen kommen.
Zucchini und Kürbisse haben getrenntgeschlechtliche Blüten. Zudem sind die ersten Blüten häufig männlich und noch keine weibliche Blüte in Sicht, um sie bestäuben zu können. Es schadet also nicht, die männlichen Blüten zu ernten, bevor sie von den Schnecken aufgefressen werden. Zur Not kann ein Pinselchen helfen, den Pollen auf die weiblichen Blüten zu übertragen, bevor die männlichen Blüten in den Kochtopf wandern.

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Re: Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Beitrag von Carolyn » Do Mai 16, 2019 12:52

Ich habe nicht viele Erfahrungen mit Wildkräutern. Zum einen bin ich ja passionierter Nichtkoch *g*, zum anderen eben aus Zeitgründen. Wildfrüchte allgemein (auch Holunderbeeren, Felsenbirnen, Hagebutten, ...) brauchen im Verhältnis zu "veredelten Nahrungslieferanten" viel Zeit. An Wildkräutern knabbere ich ab und zu, auch Sauerampferblätter oder die Enden eines bestimmten Grases (dessen Namen ich nicht kenne), wie ich es schon als Kind gemacht habe. Blüten der Kapuzinerkresse zupfe ich mir auch gelegentlich ab, aber ebenfalls zum direkten Vernaschen. Kleeblüten habe ich jedoch schon lange nicht mehr ausgesaugt, um an den Nektar zu kommen. Dann gibt es noch einen orange-gelben Korbblütler, den ich unter dem Namen "Kukuruz" kenne (ist aber nicht das selbe wie das, was die Österreicher drunter verstehen), auch davon kann man den Stiel essen, soweit er noch nicht faserig ist. Diese Blüten habe ich jedoch schon lange nicht mehr gesehen, dazu sind die Feldränder und Wiesen inzwischen zu übergedüngt. Ach ja, meine Schwester hat aus Löwenzahn mal Gelee gemacht vor etlichen Jahren, war aber auch nichts Aufregendes. Auch das geschenkte Rosenblütengelee war vorwiegend zuckrig. Mehr Erfahrungen mit Wildkräutern und -blüten habe ich nicht. Allerdings sind mir grundsätzlich Blüten auch zu schön/schade zum Aufessen. Ich schneide ja schon kaum Blumensträuße, weil sie in der Vase halt nunmal nicht so lange halten wie in der freien Natur.

Auch wenn das für mich wenig Reiz hat, sehe ich neben dem Effekt, "Städter" an die Natur heranzuführen noch einen Nutzen: Es ist Slowfood, man muss sich ausgiebig damit beschäftigen, muss erkennen, wieviel Zeit und Mühe es kostet, Nahrungsmittel herzustellen. Wer "wilde" Nahrungsmittel verwendet schätzt hoffentlich auch die "konventionellen" Nahrungsmittel besser - und wirft sie nicht gedankenlos in die Tonne, weil er mal wieder genauso gedankenlos eingekauft hat. Ich hoffe darauf, dass jemand, der selber viel Zeit investieren musste, um sich eine Mahlzeit zu besorgen, auch die (Arbeits-)Zeit von Landwirten und anderen Nahrungsmittelerzeugern besser schätzt. Leider weiß ich auch, dass allzu viele Leute diesen Schluss nicht ziehen... :roll:
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Re: Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Beitrag von roccalana » Do Mai 16, 2019 17:54

Hallo an Euch
allzu begeistert bin ich eigentlich nicht davon.
Bei mir wächst eine Menge wild, was ich gar nicht kenne.
Was ich auf jeden Fall einmal pro Jahr sammele, sind die Blüten vom wilden Fenchel - da hat man auch eine Menge zu tun -ist aber unschlagbar zu Fisch (wenn man das mag natürlich nur).
Blüten von Kapuzinerkresse sind regelmäßig auf dem Salat, auch die blauen Blüten von Borretsch, auch einzelne Blütenblätter von Calendula.
Mein Mann und meine Schwägerin mögen gerne Chicoria (hab mal nachgesehen-heißt auf deutsch gemeine Wegwarte), ist mir viel zu bitter.
Zucchiniblüten sicher, aber nicht gefüllt (viel zu viel Aufwand); sie werden nur klein geschnitten und kommen zum Schluss an ein Risotto - zum Beispiel.
Und da gebe ich Hapy recht - jetzt, zu Anfang, sind fast alle Blüten männlich.
Ach ja, und auch Brennesseln.
Es sollten aber nur die ganz jungen Blätter sein; daraus stellen wir ein Pesto her, gleich wie mit Basilikum, das ist aber echt lecker.
Ich denke nicht, dass ich was vergessen habe.
Schönen Abend noch
Rita
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Re: Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Beitrag von Mia » Fr Mai 17, 2019 00:27

Ich danke Euch für Eure Antworten.

Hi, Hapy. :smile:
Nee, es werden ja nicht die männlichen Blüten von den Köchen gefüllt, die sind ja viel zu klein! Es geht um die großen weiblichen Blüten, die unten schon teilweise die Anlage der wachsenden Frucht haben. Ich finde das irgendwie nicht in Ordnung.
https://www.kuechengoetter.de/rezepte/g ... esan-28541

Ja, natürlich, wir essen ja auch Holunderblüten. In Pfannkuchenteig getaucht und in der Pfanne ausgebacken sind sie köstlich. Aber ein Holunder hat viele Blüten, eine Zucchini hat an weiblichen Blüten nur wenige. Ich weiß es nicht.... es gefällt mir nicht. Ich glaube, ich finde das irgendwie dekadent. Wir sind doch keine alten Römer mehr, die liegend Lerchenzungen aßen.

Um so mehr müsste ich eigentlich den Hype um die Wildkräuter schätzen, denn das ist ja nun wirklich nicht dekadent. Trotzdem muss ich stutzen. Wenn man in manche Foren reinguckt, findet man den immer häufiger besuchtenThread: "Was habt ihr heute vegetarisches gekocht?" "Hach, ich hatte heute leckere Brennnesselsuppe mit Gundermann!"- Wer's glaubt, wird selig. :wink:
Ich fürchte, das ist ein Hype wie Quinoa oder Chiasamen. Letzteres Zeug schmeckt nach nix, ist aber waaaahnsinnig gesund.

Aber darüber wollte ich gar nicht reden, ich wollte über Wildkräuter sprechen.
Dieses hier, von Dir, Carolyn, kann ich dazu absolut unterschreiben:
Carolyn hat geschrieben:Auch wenn das für mich wenig Reiz hat, sehe ich neben dem Effekt, "Städter" an die Natur heranzuführen noch einen Nutzen: Es ist Slowfood, man muss sich ausgiebig damit beschäftigen, muss erkennen, wieviel Zeit und Mühe es kostet, Nahrungsmittel herzustellen. Wer "wilde" Nahrungsmittel verwendet schätzt hoffentlich auch die "konventionellen" Nahrungsmittel besser - und wirft sie nicht gedankenlos in die Tonne, weil er mal wieder genauso gedankenlos eingekauft hat. Ich hoffe darauf, dass jemand, der selber viel Zeit investieren musste, um sich eine Mahlzeit zu besorgen, auch die (Arbeits-)Zeit von Landwirten und anderen Nahrungsmittelerzeugern besser schätzt. Leider weiß ich auch, dass allzu viele Leute diesen Schluss nicht ziehen... :roll:

Ich finde sowieso die Beschäftigung der Menschen mit Wildkräutern gut, wenn nicht irgendetwas daran hinge, was mich stört. Noch weiß ich nicht genau was es ist. Ich finde auch Leute gut, die sich vegetarisch oder vegan ernähren.
Wobei, erzähle mir einer was er will, Tofu schmeckt einfach nach nix und auch geräucherter Tofu schmeckt eher beschi... äh... bescheiden. Trotzdem haben die Leute meine Hochachtung. Rein aus ideellen Gründen. Selbst wenn sie zu jenen gehören, die aus dem reichhaltigen Angebot der Supermarktketten jenen Tofu kaufen, der wie Gehacktes schmeckt oder jenen, der als Schweinegulasch daherkommt. Zumindest tun sie was gegen die Massentierhaltung. Und gesund soll es ja auch sein.
Roccalana, Dein Pestorezept für Brennnesseln musst Du mir mal geben, ich habe zur Zeit viele im Garten. Rein biologisch! :wink:

Ich pflücke auch keine Blumen ab Carolyn. Keine wilden und auch keine im Garten. Ich pflücke gar keine Blüten ab, wenn ich sie nicht irgendwie verwenden möchte. Also, die gelben Blüten des Fenchels würde ich auch sammeln, wenn sich daraus ein prima Fischgewürz machen lässt, Rita. Bei Artischocken tut es mir schon wieder leid. Man hat ja nicht so viele Artischockenblüten an einer Staude, dass man die Knospen guten Gewissens essen könnte.

Ich weiß noch nicht, was mich an dem Wildkräuterhype so stört. Eigentlich müsste ich über diese Menschen ja froh und dankbar sein. Vielleicht stört mich, dass sie etwas als lecker bezeichnen, oder wohlschmeckend, was es einfach nicht ist? Chia ist auch nicht lecker und auch nicht wohlschmeckend. Aber viele Leute futtern es!

'Und wenn es Mode wird
die Haut zu gerben
und Stacheldraht zu wickeln um den Bauch
dann tun sie's auch.'

Frei nach Erich Kästner
Den genauen Text weiß ich nicht mehr.

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Re: Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Beitrag von Carolyn » Fr Mai 17, 2019 14:02

Mia hat geschrieben:Nee, es werden ja nicht die männlichen Blüten von den Köchen gefüllt, die sind ja viel zu klein! Es geht um die großen weiblichen Blüten, die unten schon teilweise die Anlage der wachsenden Frucht haben. Ich finde das irgendwie nicht in Ordnung.
https://www.kuechengoetter.de/rezepte/g ... esan-28541
Also mir wäre bisher weder bei Kürbissen noch bei Zucchini aufgefallen, dass die männlichen Blüten deutlich kleiner wären als die weiblichen. Nur der Fruchtknoten hinter der Blüte ist ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal.
Auf dem Foto, das in Deinem Link enthalten ist, würde ich behaupten, dass auf jeden Fall die beiden mittleren Blüten männlich sind.
Mia hat geschrieben:Ich fürchte, das ist ein Hype wie Quinoa oder Chiasamen.
Quinoa IST lecker! Vielleicht nicht als reines Getreide wie Reis, aber als Zutat. Vor Jahren hatte McDonalds einen Veggie-Burger, dessen Patty aus Quinoa gemacht war. Habe ich oftmals meinem Standard-Burger Hamburger Royal TS vorgezogen. (Später war das Patty aus Kartoffeln, das war langweilig, jetzt ist der McVegan aus drei verschiedenen Getreidesorten plus Soja, der ist wieder lecker, hab ihn erst gestern wieder gegessen. :mrgreen: ) In einem Kürbisrezept, das wir letztes Jahr ausprobiert hatten, war auch Quinoa drin, war auch gut.
Mia hat geschrieben:Ich finde sowieso die Beschäftigung der Menschen mit Wildkräutern gut, wenn nicht irgendetwas daran hinge, was mich stört. Noch weiß ich nicht genau was es ist.
Dass es ein Hype ist, jenseits jeder sachlichen Betrachtung? Und ohne dass man ihn NICHT teilen kann ohne als uncool und altmodisch und was-weiß-ich zu gelten? :wink: :lol: https://www.der-postillon.com/2019/05/s ... .html#more
Ich selber reagiere inzwischen quasi sofort ablehnend, wenn mir jemand eine 100%-Wahrheit predigen will. Es gibt keine allein selig machende, allgemeingültige Wahrheit! Es gibt auch keine neue Wundermedizin, die alles heilen kann. Es gibt auch nichts, was in der falschen Menge nicht giftig/schädlich ist. Es gibt nicht nur eine Seite von was-auch-immer :!:
Mia hat geschrieben:Wobei, erzähle mir einer was er will, Tofu schmeckt einfach nach nix und auch geräucherter Tofu schmeckt eher beschi... äh... bescheiden.
Also geräuchter Tofu ist besser als "reiner" Tofu. *g* Ich habe vor etlichen Jahren mal einige Zeit damit gekocht. Die stark geräucherten Außenseiten sind dabei besser als das Innere. Weil ich das Räucheraroma ("umami"?) mag.
Tofu als reines Produkt ist aber tatsächlich nichts besonderes und gewöhnungsbedürftig. So ist er denke ich aber auch nicht gedacht. Tofu ist ein "Füllmaterial". Die meisten Menschen werden nicht von der Anzahl der Kalorien satt, die sie essen (also in Grenzen natürlich), sondern vom Volumen. Und als Füllstoff braucht es etwas - in der deutschen Hausmannskost meistens eine Beilage - die viel Volumen mitbringt. Man nennt so etwas nicht umsonst Sättigungsbeilage.
So ein Füllstoff SOLL gar nicht so viel Eigengeschmack haben, er SOLL nicht den Geschmack dominieren. Sonst könnte man ihn ja nicht quasi überall dazu geben. Er soll sich unterordnen und maximal den Geschmack des Hauptbestandteils nuancieren und unterstützen. In der traditionellen deutschen Küche ist das am ehesten noch die Kartoffeln. In Teilen Afrikas ist es die Yambswurzel, soweit ich weiß.
Nimm den Tofu zum Beispiel als Volumen in einer Gemüsepfanne. Gemüse allein ist wenig sättigend. Oft kommt Fleisch/Wurst rein. Ein möglicher Ersatz sind Kichererbsen, Linsen, Bohnen. Hülsenfrüchte sind wegen des Eiweißanteils sättigend. Naja, und Tofu ist ja nichts anderes, nur in anderer Form. Klassicher Kopfsalat oder Eisbergsalat oder (geschälte) Gurke sind auch nicht so der Hit. Erst durch die Mischung und das Dressing werden sie gut. Na, und Wasser schmeckt ja auch nach (fast) "nichts". :wink:


P.S.: Knoblauch und Bärlauch und Lakritz (...) sind auch nicht lecker. Trotzdem mögen das Zeug angeblich viele Leute und behaupten, es würde ihnen schmecken. :wink: :wink: :wink:
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Re: Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Beitrag von Mia » Fr Mai 17, 2019 17:40

Stimmt, Carolyn, :smile:

Du hast recht mit den Blüten! Ich habe gegoogelt! Dabei hätte ich schwören können, dass die männlichen Blüten kleiner sind! Ich habe nämlich anfangs mal Kürbisblüten mit dem Pinsel befruchtet ( dazu musste ich gaaanz früh aufstehen) , und da waren die männlichen Blüten deutlich kleiner. Aber vielleicht ist es auch eine Frage der Sorte?
Also, ich nehme das mit dem Füllen der ausschließlich weiblichen Blüten zurück, @Hapy und @Carolyn. Ich habe nicht genau aufgepasst. Und männliche Blüten können sie meinetwegen füllen, und auch frittieren. Das macht der Pflanze ja nun wirklich nichts.

Tja, ich werde wohl alt. Kann schon nicht mehr Männchen von Weibchen unterscheiden. *grins*

Ja, vom geräucherten Tofu schmecken mir auch die geräucherten Seiten besser als das Innere. Aber wirklich köstlich finde ich den auch nicht. Und dabei hatte ich soo tolle Rezepte! Mit viel Aufwand habe ich sie zubereitet.

Quinoa? Als Burgerpatty vielleicht.

Ach, ich weiß auch nicht. Letztes Jahr hatte ich mich hier mit einer Lehrerin angefreundet. Die stand voll auf Chiasamen. Wären soo toll und soo lecker! Sie verriet mir einige Müslirezepte, die ich prompt ausprobiert habe. Ich glaube, an den vier verschiedenen Packungen mit unterschiedlichem Kornzeug habe ich ein Jahr lang gekaut. Die Packungen wurden bei mir einfach nicht leer!
Dann habe ich seit einiger Zeit eine neue Freundin, die verspeist Tofu in der künstlichen Form, als gewürzten Fleischersatz. Schmeckt nicht schlecht, das Zeug! Trotzdem würde es mich persönlich Überwindung kosten, mir "Schweineschnitzel" aus Tofu zu kaufen. Irgendwie ist das nicht 'sauber'. Und es ist auch nicht sauber, zu behaupten, Brennesselsuppe mit Giersch und Gundermann sei lecker. Sie ist nicht lecker. Der persönliche Kopf macht sie lecker.

Ich glaube, das ist mir alles zu kopfig. Da vermischen sich zum einen ideelle Gründe mit Gesundheitsaspekten, zum anderen gibt es Werbung, die uns suggeriert, z.B. Chia sei etwas ganz Tolles. Und geschroteter Leinsamen, und Buchweizenflocken, und... und.
Das Ziel ist der Verkauf dieser Produkte.
Nun könnte ich ja dankbar sein und sagen: die anderen nehmen aber Brennsesseln (und Gundermann, etc) und machen für sich und ihre Liebsten Nahrung daraus! Selbstgesammelt, die Kräuter, in Wald und Flur und Garten. Kostenpunkt: Null. Werbung? Nicht vorhanden.
Also eigentlich ganz toll.

Anfangs wollte genau ICH ja so eine Seite aufmachen und eine Zusammenstellung posten, wie und wo man was findet, wie man es bestimmt... wenn es nur meistens nicht so be...scheiden geschmeckt hätte. Diese Erfahrung hat mich von dem Trip runtergebracht. Knoblauchrauke oder Franzosenkraut zu kauen ist NICHT angenehm.
Im Ergebnis wird da etwas eigentlich Gutes von etwas anderem überdeckt. Was es ist, das weiß ich gar nicht.

Ich glaube, ich wehre mich dagegen, dass Dinge, die eigentlich gut sind, wie das Sammeln und Zubereiten von Wildkräutern, überhöht werden, in eine Richtung, die ihnen nicht zukommt. Es ist einfach kein kulinarischer Hochgenuss, Brennesselsuppe mit Giersch und Gundermann zu verspeisen!
Da kann mir die begeisterte Welt erzählen was sie möchte. Das ist wie mit dem Kaiser in den neuen Kleidern, der nackt daherkam.
Und erst ein Kind sprach die Wahrheit aus.
Na, ich schlafe noch mal drüber.

Vielleicht kann ich mich über Nacht vortasten.

Lieben Gruß
Mia

Klasse finde ich übrigens diesen Satz von Dir, Carolyn: "Die Katze frisst Mäuse roh, ich mag sie nicht mal gekocht." lol!
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Re: Wie schmecken Euch Wildkräuter?

Beitrag von roccalana » Fr Mai 17, 2019 18:34

Wow, war das jetzt viel zu lesen.
Heute hat es mal nicht geregnet, somit wenig Zeit.
Auf die Zucchine-Geschichte wollte ich auch noch sprechen kommen, aber das hat sich jetzt ja erledigt.
Ach, Mia, solltest du tatsächlich ein Brennessel-Pesto machen wollen, machs nicht anders, als jedes andere Pesto mit Basilikum, Rucola oder was auch immer.
Mia hat geschrieben:Tofu schmeckt einfach nach nix und auch geräucherter Tofu schmeckt eher beschi... äh... bescheiden
Für sich alleine gegessen sicher richtig; aber wir machen im Sommer gerne eine Gemüsepflanne mit Zucchine (falls noch vorhanden)+Paprika+Auberginen+Zwiebeln+was sonst noch so passt. Wenn Du da hinein Tofu würfelst (um zusätzlich Proteine zu haben) schmeckt das alles zusammen sehr gut, eben weil der Tofu keinen Eigengeschmack hat.
So in der Art hat das auch Carolyn beschrieben, wenn ich es richtig verstanden habe.
Mia hat geschrieben:Also, die gelben Blüten des Fenchels würde ich auch sammeln, wenn sich daraus ein prima Fischgewürz machen lässt, Rita.
Bei mir sind diese winzigen Blüten weiß.?
Mia hat geschrieben:Letztes Jahr hatte ich mich hier mit einer Lehrerin angefreundet. Die stand voll auf Chiasamen.
Vielleicht nicht, weil sie so lecker sind, sondern, weil sie gesund sind? Ich benutze auch häufiger Leinsaat. Die Inhaltsstoffe sind fast identisch, kommen aus Europa.......
Mia hat geschrieben:Dann habe ich seit einiger Zeit eine neue Freundin, die verspeist Tofu in der künstlichen Form, als gewürzten Fleischersatz.
Also das ist für mich Quatsch.
Entweder esse ich Fleisch, oder auch nicht. Aber nicht irgendetwas, was wie Fleisch schmecken soll bzw. so aussieht. Hast Du Dir bei solchen "Lebensmitteln" mal die Zutatenliste angesehen......
Ja dann, eine gute Nacht
Rita
Wer nicht ganz dicht ist, ist wenigstens für alles offen!

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