Hast Du die schon ausgesät und keimten die Bärlauchsamen, Vio?
Hi Lena, hi Erwin,
Samen nehmen ist eigentlich sehr einfach, man sollte nur wirklich darauf achten, dass sie schon ausgereift sind.
Samen die grün zu früh geerntet werden, trockenen zwar braun nach, aber es keimen nicht alle, vielleicht auch keine.
Viele Blumen und Gemüse erzeugen unterschiedlich geformte Schoten, in denen Samen stecken. Wenn die nun in der freien Natur gelblich-bräunlich werden, austrocknen und aufplatzen, kann man sicher sein, reife Samen im richtigen Stadium zu erwischen.
Manche Blumen, wie Mohn, erzeugen Kapseln. Da platzt nichts auf. Aber wenn man so eine braun vertrocknete Kapsel vom Mohn bricht, rieseln die dunklen Samen an den Seiten hinaus. Das war auch wieder der richtige Zeitpunkt.
Andere Blumen, wie Margariten oder Astern (überhaupt viele Korbblütler), lassen ihre Samen direkt auf den alten, trockenwerdenen Blüten wachsen. Die Blüten sehen völlig vertrocknet aus, die Samen sind wie klitzekleine, dunkle Kommas, die irgendwo in der ehemaligen Blütenmitte aneinanderhängen. Dies ist nun auch der Zeitpunkt, sie zu nehmen.
Andere Blüten bilden um die Samen eine frische Frucht. Das können sein: Brombeeren, Himbeeren, alle weiteren Beeren, Tomaten, Andenbeere, Paprika, Chilis, Kürbis, Zucchini, Melone, aber auch alle Rosengewächse, wie Rosen halt (Hagebutten), aber auch Apfel, Kirsche, Birne, Quitte, etc.
Also haben wir nun feuchtes Zeug um die Samen drumherum. Die meisten Beeren (Johannisbeere, Stachelbeere) ziehen wir besser aus Stecklingen, die Samenvermehrung entfällt. Tomatenfrüchte und Andenbeeren sollten ausgereift sein, bevor wir Samen nehmen. Und nun: ein Teil des "Glibbers" muss ab. Also tut man die einfach in ein Glas mit Wasser, lässt sie eine Nacht gären, und reibt sie dann in einem Sieb mit einem Holzrührlöffel halbwegs glibberfrei. Dann auf Küchenkrepp trocknen und dann kann man sie im nächsten Frühjahr aussäen. Ihnen schadet die kleine Samenpause bis zum nächsten Frühjahr - wie vielen anderen Pflanzen - nicht.
Eine Ausnahme bilden Paprika und Chilis. Deren Samen keimen tatsächlich am besten aus der frischen Frucht! Also, wenn man diese Pflanzen noch fruchttragend über den Winter retten konnte, kommt die Neusaat am besten aus den letzten frischen Schoten. Die Samen halten es aber auch gut aus, im Herbst genommen zu werden und dann im nächsten Frühling-- plus einige Jahre- eingepflanzt zu werden. Überraschend ist hier nur diese Schnelligkeit. Sie benötigen überhaupt keine Samenruhe. Sie könnten direkt aus der frischen Frucht- auch noch halbwegs unreif -wieder wachsen. Bei Tomaten geht das übrigens auch. Wie oft habe ich hier schon davon gelesen und auch selbst erlebt, dass liegengelassene Tomaten, die man eigentlich essen wollte, innen Samen aufwiesen, die bereits gekeimt waren. Die kamen natürlich nicht weit, denn wir kriegen sie ja nicht über den Winter.
Von Kürbis und Melonen nehmen wir die dicken Samen, sobald die Früchte gut reif sind. Auf Küchenkrepp ausbreiten, abtrocknen lassen und dann ab in Tütchen. Bei Gurken und Zucchini müssen wir etwas zuwarten, sie bilden erst taugliche Samen, wenn ihre Früchte für den Verzehr schon nicht mehr geeignet sind.
Das gilt auch für Bohnen und Erbsen. Wir essen die Schoten oder Kullerfrüchte ja gerne halbausgereift, zartschmelzend, frisch und lecker. Um keimfähige Samen zu bilden, müssen die aber an den Pflanzen hängenbleiben, bis die Schoten gelbbraun werden und die ersten von selber aufplatzen. Siehe oben. Dann schneidet man das Erbsen-oder Bohnenstroh ab, hängt es trocken und luftig-warm auf, und in langen Winternächten pählt man die hübschen trockenen Bohnen und Erbsen aus, die dann ab nächsten Mai wieder in die Erde kommen.
Die Rosengewächse brauchen eine gewisse Samenruhe. Es ist deshalb nicht von Hoffnung begleitet, gleich Rosen oder Kirschen oder Äpfel aus Samen anzuziehen. Die kommen schon sehr gerne aus Samen, aber sie brauchen ihre Zeit. Oftmals kommen sie unverhofft irgendwann und oft dort, wo man sie nicht brauchen kann.
Die meisten Gemüsesamen sind in Deutschland nicht winterfest. Also, es hätte keinen Sinn, im Herbst eine Tomate mit innerlich vorgekeimten Samen auf dem Boden liegenzulassen, alles würde erfrieren, selbst wenn nicht mal Frostgrade erreicht werden.
Anders ist es mit dem Rucola Diplotaxis tenuifolia und diversen ein- und zweijährigen Blumen, die frostfeste Samen haben und die sich immer wieder von selbst aussäen. Dazu gehören Akelei, Vergissmeinnicht, Ringelblumen, Nachtkerzen, Sonnenblumen diverser Arten, verschiedene Mohnarten, gerade auch Islandmohn, Cosmeen, Kapuzinerkresse, Borretsch... wilde Möhre, Clarkie, Mutterkraut (Chrysanthemum parthenium),ggf. wilde Malve/Eibisch oder Stockrosen, winterharte Frühlingsprimeln, die plötzlich im Rasen aufblühen, Alant, Lungenkraut, sogar die weiße Christrose samt sich aus. Also auch Stauden gehören dazu.
Wenn ihr bei diesen Pflanzen jetzt im August gute Samen seht, könnt ihr einen Teil für das nächste Jahr retten oder die gut trockenen Samen auch sofort wieder ausstreuen. Die werden in ihrer inneren Zeitplanung so reif, dass sie den Winter überdauern und dann als erste im nächsten Frühjahr keimen. Nur bei den Sonnenblumen müsst Ihr noch bis Oktober warten.
Und wenn Ihr hierbei gar nichts macht, die Samen einfach reifen lasst und den Pflanzen ihre selbstgewählte Verbreitung überlasst, kommen sie trotzdem.
Gut, manche gehen in strengen Wintern auch drauf. Und dann kommen im frühen Frühjahr massenweise die Schnecken. 100 alte Sonnenblumensamen keimten meinetwegen im April, aber kaum eine überlebte das gierige Schneckenfressen im Mai. Deshalb ist es immer gut, ein Reservoir aus guten, selbstgeernteten Samen für das Frühjahr bereitzuhalten. So kann man zumindest noch mal nachsäen.
Lieben Gruß,
Mia