Das Bio-Gärtner Forum

Hey Leute, ich möchte mich beruflich umorientieren, gärtnern hat mir immer große Freude gemacht, daher überlege ich ob ich nicht eine Ausbildung, allerdings in einem Bio Betrieb machen sollte. Was ich mich aber frage, hat der Berfu (Bio) Gärtner denn noch viel mit alle dem zu tun was am Hobby Bio Gärtnern so große Freude macht? Ich denke da z.B. daran das es mir nicht unbedingt viel spass machen würde bei Hitze im Sommer den ganzen Tag lang in gebückter Haltung Salat zu ernten klar es gehört dazu aber sind meine Bedenken berechtigt?

Ich finde den Beruf klasse nur wenn ich mir so manche Bilder im Netz ansehe sieht das aus wie Fliessband Arbeit, wenn man da so hinten auf dem Trecker sitzt und Jungpflanze nach Jungpflanze einsetz... Versteht Ihr wie ich das meine? Ich war auch bereits bei einem Vorstellungsgespräch, hab mir alles angesehen und da war das eine riesen Gärtnerei wo man eben auch mal auf dem Trecker sitzt etc. Manchmal denke ich, ich habe eine Illusion vom Beruf Gemüsegärtner die sich wirtschaftlich gar nicht machen lässt? Wenn ich dann wiederum Bilder mit Leuten die in einem großen Gewächshaus arbeiten denke ich allerdings schon wieder das das doch total klasse sein muss mit all den Pflanzen und Gemüse täglich zu arbeiten. Also es geht wirklich nur um Bio Gärtner als Beruf und auch nur im Gemüsebau... Abgesehen davon, sieht es mit der Berufsaussicht nach der Ausbildung wohl auch nicht so prall aus oder was meint Ihr? In online Job Börsen sehe ich total selten mal "Gärnter gesucht" und noch seltener einen Bio Betrieb,... Hat jemand Erfahrungen oder ähnliche Vorhaben?

Hallo Myrtus,

wir bauen - im kleinen Stil, ohne Traktor - fuer den Verkauf an, und aus meiner Erfahrung kann ich Dir sagen, dass Du natuerlich in der Sommerhitze arbeiten wirst, ebenso bei Regen oder Kaelte. Es geht ja nicht nur ums Pflanzen und Ernten, das ist der kleinste Einsatz.

Die meiste Arbeit besteht:
aus der Vorbereitung einer guten Pflanzgrundlage, also Bodenvorbereitung. Dann Jauchenherstellung, d.h. die entprechenden Pflanzen sammeln, was sehr zeitintensiv ist.

Praeventionpflanzen pflanzen nicht vergessen, z.B. Koriander gegen den Schmetterling.

Bewaesserung muss funktionieren und staendig ueberprueft werden, wir haben Troepfchensystem (weniger Unkraut) ueber Schlaeuche, die ab und zu mal verstopfen und dann nicht giessen.

Bis zum Erbrechen Unkraut jaeten musst Du immer ausser Du arbeitest mit Folie, dann kannst Du Dich mit den unterirdischen Viechern rumschlagen, Schnecken schlafen gern unter Folie und das Nachduengen bei Folie ist ebenfalls sehr zeitintensiv.

Krankheiten, Schaedlinge und Maengel frueh genug erkennen, d.h. jeden Tag alle Pflanzen angucken, auch hier Praevention durch vorherige Spritzungen. moeglich. Wir hatten dieses Jahr auf einem neuen Grundstueck bei der 1.Tomatenernte, die komplett im Muell landete, Kalziummangel (schwarzer Po an jeder Tomate) und Molybdaenmangel an den Melonen.

Bio ist zu 90% Praevention, damit eben keine harten Mittel eingesetzt werden muessen. Deine Arbeit besteht auch aus viel Lesen und Lernen und Tagebuch fuehren, das hilft um naechsten Anbaujahr.

Und Du bist immer schmutzig!
Gruss Carmen

Hi Carmen, wieviele Mitarbeiter seid Ihr denn bei Euch? Also machst Du auch eine Ausbildung oder schon fertig? Das mit dem Tagebuch hört sich irgendwie nach Demeter an - oder? Ich hatte mich da auch mal erkundigt und einen Demeter Hof angeschaut war auch sehr interessant, fand ich sogar besser als "normal" Bio, nur die Ausbildungszeit bei der freien Ausbildung von 4 Jahren war mir bisschen zu lang irgendwie. Auch die Arbeitszeiten haben mich abgeschreckt, gut wenn es mein eigener Hof oder ein Freunde/Familien Betrieb wäre ok aber bei einer Ausbildung, naja.

Ich könnte an sich auf 2 Jahre bei einer staatlichen Ausbildung verkürzen wurde mir mal beim Vorstellungsgespräch gesagt. Aber ob 2 oder 3 Jahre ist mir nicht so wichtig, bin jetzt 27 und weiss noch garnicht ob nächstes Jahr der Zug nicht schon abgefahren ist für eine Ausbildung da es dieses Jahr nicht geklappt hatte und ich mich auch sowieso noch nicht entscheiden konnte... Da ich mir Sorgen mache das es hinterher Job mäßig nicht so einfach wird und ob sich der ganze Aufwand lohnt. Die meisten Bio Betriebe sind doch irgendwie Familien Betriebe die nicht unbedingt noch ausgebildete Gärtner die ja auch bezahlt werden wollen einstellen können? Bis auf einige wenige große Gärtnereien vielleicht... Man man das macht mir ganz schön zu schaffen dieses hin und her Vielleicht sollte ich einfach immer selbst weiter lernen und auf meine eigene 1 Mann Kleingärtnerei hinarbeiten

Hallo Myrtus,

dieses Jahr habe ich alles allein gemacht, mein Mann ist ca. alle 2 Wochen mal 2 Tage zuhause und hat mir dann geholfen. Wir sind gaaanz klein

Haben fuer naechstes Jahr noch ein Grundstueck von ca. 3000qm dazu gemietet, liegen damit bei ca. 4.500 qm zu bearbeitende Flaeche. Ein kleiner Teil davon sind 8 kleine selbstgebaute Treibhaeuser.

Eine Ausbildung habe ich nicht gemacht - haette ich aber gern - da ich aber schon seit 13 Jahren in Portugal lebe und 2008 mit dem Gemueseanbau begonnen habe, habe ich mir alles aus dem deutschen Internet geholt, hier ist Bio noch Neuland.
Seit letztem Jahr gibts die ersten Bioprodukte in den Supermaerkten, jedenfalls in unserer Umgebung.

Ich kann verstehen, dass Du aufgrund der wirtschaftlichen Situation in D-Land, Zweifel hast. Wenn Du Land besitzt oder billig mieten kannst, dann fang doch einfach an, so wie wir und hol Dir die Infos aus dem Internet oder Buechern, wenn Deine wirtschaftliche Lage es zulaesst. Wir Deutschen machen ja gern aus allem eine Wissenschaft . Wichtig fuer Dich ist ja spaeter das Bio-Zertifikat, wenn Du Bio machen willst.

Von Demeter weiss ich nichts, ich kannte so einen Laden bei uns in Hamburg. Das Tagebuch hab ich fuer mich gemacht, damit ich weiss, wie die einzelnen Gemuese sich entwickeln bei normaler Situation, Krankheiten, Schaedlingen, Wetter, etc. und was im Laufe des Jahres passiert ist, das habe ich aber schon mein Leben lang gemacht, am besten eignet sich dafuer ein Tischkalender, weil man normalerweise im Winter schon vergessen hat, was man im Fruehling getan hat.

Weisst Du Myrtus, ich habe festgestellt, dass man immer erfolgreich ist, wenn man etwas macht, was einem Spass bringt und von dem man 100% ueberzeugt ist. Man empfindet es nicht mehr als Arbeit und sollte sich durch die Meinung anderer nicht aus dem Konzept bringen lassen, weil jeder anders empfindet oder denkt ueber eine Sache, Du kannst nur von Dir ausgehen. Was Du schaffst kann ein Anderer evtl. nicht schaffen.

Und zu alt ist man nie fuer einen neuen Anfang

Gruss Carmen

Hallo Carmen, Du glaubst gar nicht wie sehr mich das aufbaut Vor allem Das Du das alleine durchziehst, denn das tolle ist, das bei mir in der Familie jemand eine alte, sehr runterkommene (Zierpflanzen) Gärtnerei hat, inkl. 2 (kaputten) Gewächshäusern, wo ich starten könnte. Allerdings bräuchte ich da eh erstmal Geld um das wieder auf die Beine zu stellen, was aber mit genügend Motivation nicht das Problem wäre denke ich. Das tolle ist das ich dann nicht von einer Ausbildung abhängig wäre da es auch mit Lehrstellen hier nicht so dolle aussieht und das schon etwas deprimierend ist, die die ausbilden haben so ein Riesen Betrieb wo man den ganzen Tag auf dem Feld ackert und das ist überhaupt nicht so wie ich mir das vorstelle, ich habe auch eher die Vorstellung einer sehr kleinen Gärtnerei... Wenn auch nur als Selbstversorger erstmal und dann sehe ich ja wie es so läuft...

Ich frage mich auch wozu ich erst die Ausbildung machen sollte wenn es auf Grund der wirtschaftlichen Lage sowieso darauf hinausläuft das ich früher oder später eine eigene starten muss, bis auf das was man lernt - ok aber ich habe mir bis jetzt schon vieles selbst angeeignet und würde ansonsten einfach monatsweise Praktika machen oder sowas. Ich habe auch gelesen das man in Deutschland nicht zwingend die Lehre gemacht haben muss um sich in dem Bereich selbständig zu machen. Auf jeden Fall finde ich es toll wenn jemand sowas einfach so durchzieht, das findet man hier selten Aber bist ja auch garnicht in Deutschland hehe

Servus Myrtus, ich habe mich auch für Ausbildungen in dem Bereich sehr interessiert. Fündig bezüglich der perfekt passenden Ausbildung wurde ich auf dem Online-Portal joblupe.de. Ich hoffe ich konnt e dir etwas helfen.

Der Jobs klingt ja klasse. Hart, aber wenn das Herz dafür schlägt eine wundervolle Arbeit. Gefällt mir :-) Wäre ich beruflich nicht schon anders orientiert, wer weiß...