
ich habe die ersten 5 Bärlauche - sozusagen unter Lebensgefahr

"Och", erwiderte Inge, "da gibt es doch diesen wunderbaren Wald, da stehen die zuhauf! Da kannst du dir doch ein paar wegholen, ist ein Tipp von meiner Marktfrau, bei der ich immer Bärlauch kaufe. Sie hat mir auch genau beschrieben wo der Wald ist, den finden wir leicht!"
Na gut. Am nächsten Sonntag den Spaten geschnappt, einen Eimer, Gartenhandschuhe -- und Inge abgeholt. Dann erst mal zwei Stunden den Wald gesucht, weil Inge doch nicht genau wusste wo er war. Aber dann: Ein WUNDER! Und das mitten im Ruhrgebiet! Kleine Gewässer durchzogen den frühlingshaft lichtdurchfluteten Buchenhain, die zarten Buchenblätter waren noch ganz klein, hellgrün leuchtend. Die Sonne malte zauberische Kringel auf den Waldboden, und dort, um die dunklen Tümpel und Bäche, wuchs in riesengroßen Flächen saftig grüner Bärlauch, überkrönt von tausenden und tausenden weißer Kugelblütchen, die wie in der Luft zu schweben schienen.
So etwas Schönes hatte ich ewig nicht gesehen.
Nur zögerlich packte ich Spaten und Eimer aus. Wege gab es hier nicht, mit denen man an die Pflanzen herankam. Es war ein wildes Gelände. Gut, ich hätte von einem nahegelegenen Rand abstechen können, aber der sah ungesund aus. Wie zerrupft. Ich wollte auch nichts kaputt machen. Irgendwas nehmen, von einer Stelle, wo ich keine Zerstörung anrichtete, am besten neben einem Bach, von dessen Rand, ich wollte kein unschönes Loch in das Feld reissen. Also stapften wir behutsam los, sorgsam darauf achtend, nichts zu zertreten, um eine geeignete Stelle zu finden. Endlich hatten wir sie, ich setzte den Spaten an .... giftiges, gellendes Frauengeschrei, Männergebrüll ertönte und hinter Ilexbüschen hervor brach eine ungeordnete Bürgerwehr! Jetzt habe man uns erwischt! Die Diebe! Bärlauch stünde unter Naturschutz, ob wir das nicht wüssten? Es sei einfach eine Sauerei, dass hier ständig Leute kämen und die Bestände abrodeten! Sogar polnische Autonummern habe man schon gesehen! Bei Nacht und Nebel kämen sie, um entweder abzuschneiden oder auszureissen! Sie selbst seien alle Anrainer, und dann würden IHRE Pflanzen, aus ihrem wunderbaren Wald auf irgendwelchen Märkten verkauft, das sei ja wohl das Allerletzte! Wir sollten mal unsere Personalien angeben, die Polizei würde kommen... Schock! Schreck!
Ich habe dann etwas stotternd angefangen zu erklären, dass wir keineswegs zur Polenmafia gehörten, auch keine Marktleute seien, und dass ich doch bitte nur 5 Zwiebelchen für meinen Garten haben wolle! Wir seien deshalb so behutsam und lange hier umhergegangen, um eben nichts kaputtzumachen! Wenn wir zu Naturzerstörern gehören würden, hätten wir doch bereits möglichst nahe dem Auto begonnen, große Löcher zu reissen! Ich versicherte ihnen, dass ich sie absolut verstünde, und dass ich auch diesen Wald, dieses Wunder, schützen wollen würde, selbst wenn ich nicht nebendran wohnte. Die Leute waren zwar stinkig, aber sie glaubten mir. "Machen Sie sich ein paar aus!", sagte einer. "Ist ja schön, wenn Sie einen Schattengarten haben, wo er weiter gedeiht! - Gegen 5 für einen eigenen Garten haben wir auch nichts. Sind ja Zigtausende."
Unter ihren scharfen Blicken durfte ich mir dann 5 Zwiebelchen nehmen.
So, zurück zum Thema und zu Deiner Frage, Bea: Zwiebeln kaufen ( oder sich sonstwie besorgen, ertauschen? ) ist besser. Saat ist aber auch nicht schlimm, es braucht halt zwei, drei Jahre, bis die Pflanze blüht, man kann aber schon vorher einzelne Blätter ernten. Meine 5 Zwiebeln fingen sofort an, sich durch Samen zu vermehren, standen erst 5 Pflanzen in der großen Schale, hatte ich im nächsten Jahr schon 15 Pflanzen, nach drei Jahren war die Schale übervoll, ich musste teilen.
Wenn man Samen anzieht, hat man zunächst nur ein bis zwei kleine Blätter pro Samen. Im nächsten Frühling sind sie größer und dann kann man schon anfangen zu schnabulieren. Im dritten Jahr hat man schon eine richtig gute Ernte.
Und ja, es sind Kalt- oder Frostkeimer. Wenn Du Dir ihren Lebensrhytmus anguckst, säest Du die Dinger bereits im Juni, spätestens im Herbst, wie Du schon sagst. Lässt die Schale jedem Wetter ausgesetzt draußen stehen, hältst, auf dem überdachten Balkon, natürlich auch über Winter feucht... dann kommen die ersten Blätter Ende März, kurz vor den Buschwindröschen.

Lieben Gruß,
Mia