Warnung vor Borretsch

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Carolyn
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Warnung vor Borretsch

Beitrag von Carolyn » Sa Jun 21, 2014 10:42

Ein Artikel in der heutigen Ausgabe meiner Tageszeitung:
Mühldorfer Anzeiger vom 21./22.6.2014 hat geschrieben:
Warnung vor Borretsch

Frankfurt/Main - Borretsch, als Küchenkraut etwa Zutat für die Frankfurter Grüne Soße, sollte nach einer Empfehlung der Verbraucherzentrale Hessen durch andere Kräuter ersetzt werden. Blätter und Blüten enthielten bedenkliche Mengen Pyrrolizidinalkaloide (PA), teilte die Zentrale mit. Diese natürlichen Pflanzenabwehrstoffe gelten nach Darstellung der Verbraucherschützer als leberschädigend und stehen im Verdacht, krebsauslösende Wirkung zu haben. Einen Grenzwert gibt es nicht - nur Empfehlungen.
Wer das Risiko vermeiden wolle, sollte Borretsch durch unbedenkliche Kräuter wie Dill oder Zitronenmelisse ersetzen, sagte Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale. Diese Empfehlung gelte vor allem für Kinder, Stillende und Schwangere. Rund 6000 Pflanzenarten enthalten Pyrrolizidinalkaloide. Die Stoffe finden sich unter anderem als Verunreinigung in Tees, wie eine Untersuchung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) ergab.
Meine persönliche Meinung: Die Menge macht das Gift. Wer Borretsch sehr oft verwendet und womöglich sowieso schon Probleme mit der Leber hat sollte das vielleicht überdenken, aber wer ihn nur gelegentlich isst, hat wohl nichts zu befürchten. Alkohol ist schließlich auch giftig. :wink:
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Erwin Hamburg

Re: Warnung vor Borretsch

Beitrag von Erwin Hamburg » Sa Jun 21, 2014 18:56

Hallo Carolyn,

Vielen Dank für die Info ... - was soll man von diesem Zeitungsbericht halten?

Ich mach mir da meine eigenen Gedanken drüber ohne werten zu wollen.

Anbei noch ein Foto von heute von meinem Gartenborretsch den ich unbedingt haben wollte.

Blüten hiervon gab es vor ein paar Tagen auf eigenem Gartenkräuterquark - ein wahrer Augenschmauss -
leider hab ich hiervon kein Foto gemacht.

Den Fussballfans spannende Unterhaltung gleich und viele Tore

Viele Grüsse
Erwin
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Re: Warnung vor Borretsch

Beitrag von Carolyn » Sa Jun 21, 2014 21:49

Erwin Hamburg hat geschrieben: - was soll man von diesem Zeitungsbericht halten?
Naja, wie ich oben schon schrieb: nicht überbewerten. Hätte ich jetzt bereits diagnostizierte Leberschäden oder würde mich auch ansonsten so ernähren, dass die Leber strapaziert wird, würde ich diese zusätzliche Belastung eher versuchen zu meiden. Auch kleine Kinder würde ich ihn jetzt nicht unbedingt "füttern", wobei auch hier eine genaschte Blüte nicht das Problem sein kann. Aber ein normaler, relativ gesunder Mensch hält das IMO gut aus. Die meisten von uns trinken gerne mal Alkohol (evtl. auch mal zuviel), manche Rauchen, beide "Genußgifte" halte ich für schädlicher als Borretsch (ohne da jetzt fundierte Kenntnisse darüber zu haben). Ein gewisses Maß an Gift hält der Körper denke ich schon aus, sonst hätte die Gattung Mensch nicht schon so lange überlebt, die meiste Zeit ganz ohne moderne Medizin. Man darf es halt nicht übertreiben und für "Risikopatienten", die womöglich schon mal ein Leberkarzinom hatten, ist die Info sicherlich interessant.
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Re: Warnung vor Borretsch

Beitrag von Yggdrasil » Sa Jun 21, 2014 21:52

Der wächst bei mir auch wild.
Ich habe ihn aber bisher kaum benutzt.
Gelegentlich die Blüten im Gurken- oder Kartoffelsalat. Das wars dann auch schon.
Selbst Unfähige können zu allem fähig sein.

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Re: Warnung vor Borretsch

Beitrag von Nemesia » So Jun 22, 2014 10:16

Carolyn hat geschrieben: ... aber wer ihn nur gelegentlich isst, hat wohl nichts zu befürchten. Alkohol ist schließlich auch giftig. :wink:
Sehe ich genauso... :nod: Die paar Grämmchen Borretsch werden einen lebergesunden Menschen nicht umbringen....

Borretsch ist eine tolle Bienen-und Hummelpflanze....schon alleine dafür lohnt sich der Anbau.... :daumen:

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Re: Warnung vor Borretsch

Beitrag von Mia » Sa Jun 28, 2014 05:04

Ach, liebe Leute, :smile:

sind wir schon im Sommerloch oder was ist das für ein Schmarrn? - Erstmal einen großen Dank an Erwin für die supertollen Fotos!!! Genau so liebe ich den Borretsch auch, und ich danke auch Nemesia für ihren Kommentar! Ich möchte diese Bienenpflanze in meinem Garten ebenfalls nicht missen!

Zurück zur Warnung. Ich meine: Wer futtert denn den haarigen Borretsch schon in größeren Mengen? - Niemand! Und einmal als Kraut zu Frankfurter Sauce zerhäckselt oder als Kraut zu eingelegten Gurken ins Glas gegeben wird der garantiert keine Leberschäden verursachen! Wer prüft stattdessen die Kräutertees von Teekanne oder den bekannten Marken?
Ich arbeite in einer Demenz-Wohngemeinschaft, die einem Altersheim und mehreren anderen Demenz-WGen angeschlossen ist.
Eingekauft wird bei Rewe. Die Verwaltung bestellt per Fax, und dann wird das geliefert. Wie ich die Sache sehe, können wir alle total froh sein, dass die heute 80- bis 90jährigen so wenig Allergien haben. Die haben zeitlebens etwas Borretsch aus dem Garten gegessen, Stielmus, Kohl, Salate, Früchte vom Baum, rote Beete... und die stehen den angeblich so guten Früchtetees der bekannten Marken so viel besser gegenüber als ich. DENEN wird nicht schecht! Mir aber. Ich habe immer gerne rote Tees getrunken, aber von den "guten" Marken, die wir da aufgiessen, wird mir sowas von speiübel! Und das hält sich bei mir bis tief in die Nacht.

Man müsste mal prüfen was DA an sekundären Stoffen drin ist! Und so ein gemischter Hagebutten- oder Malventee wird ja gerade in Altersheimen oder sonstigen Heimen sehr gerne serviert. Meines Erachtens sind die absolut nicht ohne Gefahr. Nur, dass die alten Leute- trotz Borretsch!- so relativ gesund sind, schützt sie vor körperlichen Reaktionen. Und selbst das stimmt nicht, denn sie können sich ja nur noch eingeschränkt äußern. Bis sich ein demenzkranker alter Mensch daran erinnert, dass ihm ein Tee körperlich nicht gut tat, hat er schon den nächsten der selben Art getrunken, bzw. er wurde ihm einflößt.
Ich nehme seit kurzem eine Thermoskanne mit eigenem Tee mit.
Kurz und knapp: Ich halte die gesamten Zusatzstoffe, die heute in Lebensmitteln stecken und die wir TÄGLICH zu uns nehmen für viel gefährlicher als zweimal im Jahr Borretsch!

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Warnung vor Borretsch

Beitrag von Carolyn » So Jun 29, 2014 11:57

Na, als "Schmarrn" würde ich die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung nicht bezeichnen. Für Dich haben die Inhaltsstoffe von rotem Tee Bedeutung (was mir vollkommen wurscht ist, da ich kaum Tee trinke), andere lieben womöglich diese (mir unbekannte) Frankfurter Grüne Soße und essen sie mindestens wöchentlich. Zu wissen, womit man sich grad vergiftet, ist mir schon wichtig.

Untersuchungen über die Inhaltsstoffe von Tees gibt es übrigens. Ich sitze nur grad am falschen Rechner, sonst würde ich sie Dir raussuchen.

P.S.: Dass sich das Forum derzeit wohl in einem Sommerloch befindet hast Du übrigens richtig erkannt. Ruhiger als derzeit ist es normalerweise nur im Winter.
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Vio
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Re: Warnung vor Borretsch

Beitrag von Vio » So Jun 29, 2014 12:38

Carolyn hat geschrieben: andere lieben womöglich diese (mir unbekannte) Frankfurter Grüne Soße und essen sie mindestens wöchentlich.
Ja, da kommt jemand wohl nicht aus der Frankfurter Ecke, was? :grin:
Lokalgerichte eben. In Frankfurt gibts die in jedem Restaurant mit lokaler Küche, im Supermarkt gibts sie fertig angerührt zu kaufen (ob in der Fertigmischung auch weiterhin Borretsch drin ist?) und ich weiß nicht, wie oft so eine Hausfrau in der Gegend diese Spezialität kocht. Ich bin ja auch kein gebürtiger Frankfurter.
In anderen Regionen gibts dafür dann andere Spezialitäten und so kann das für uns alle unwichtig sein, wohingegen es andere eben stark betrifft.
Dafür haben die Bayern dann beim nächsten Weißwurstskandal ein Problem und die Nordlichter interessierts nicht die Bohne. :wink:

Ich halte wissenschaftliche Studien nicht per se für Schmarrn. Aber ich bin skeptisch, weil ich weiß, wie man auf die Ergebnisse kommt und der Zufall öfters zuschlägt, als manchen Forschern lieb ist. Allein die Vermutung, dass es vielleicht die Wahrscheinlichkeit für Krebs erhöht, klingt für mich noch nicht so erforscht. Entweder man bekommt Krebs oder nicht, und dann wird versucht, über Kaffeesatz die Ursache dafür zu ergründen.
Aber verständlich, die Verbraucherschützer informieren dennoch, denn wehe es wäre tatsächlich so und diese Infos wären zurückgehalten worden, dann wäre das Geschrei noch größer. Also warnt man lieber öfter als nötig.

So kommt es dann auch, dass alle 5 oder 10 Jahre andere Dinge als gesund oder ungesund dargestellt werden, dass "schlechte" Lebensmittel irgendwann doch wieder rehabilitiert werden, dass über die Zeit so viele sich wiedersprechende Diäten als gut angepriesen und dann doch wieder von der Bildfläche verschwunden sind oder dass sich so viele Mythen halten. Das ganze wird immer wieder durch Ernährungsberater durcheinandergemischt, die ein Jahrzehnt veraltetes Wissen immer noch weiter geben, weil sie sich um ne Schulung drücken.

Na ja, unterm Schnitt nehme ich es zur Kenntnis und je nach Tragweite ändere ich etwas an meinem Lebensstil oder (sehr viel öfters) auch nicht. Sterben werden wir eh irgendwann, nur die Ursache ist dann halt eine andere.

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Re: Warnung vor Borretsch

Beitrag von Mia » So Jun 29, 2014 21:17

Liebe Carolyn, ich nehme den "Schmarrn" zurück. :wink:

Erstmal vorweg, ich meinte nicht Deinen Beitrag (und das Forum) mit "Schmarrn" und "Sommerloch", sondern die allgemeine Presse. DIR bin ich dankbar, dass Du die Info eingestellt hast! Eben weil ich von der Richtigkeit des Inhalts nicht recht überzeugt bin. :wink:

Mich hat es so ein bisschen an die Sache mit den Schnecken erinnert. Da liest man jahrelang, es sei die gemeine "spanische" Nacktschnecke Arion vulgaris, die so gefräßig unsere Gärten leerputzt, ein Neophyt, ein schrecklicher Eindringling.
Nun stellt sich raus, die gibt es in Spanien gar nicht, die Heimat des verfressen Viechs ist Deutschland. Und ich schreib das auch noch seit zig Jahren, dabei habe ich das Tier in Spanien tatsächlich nie gesehen. Und ich habe da einige Zeit gelebt und einen seeehr großen Garten gehabt! Aber ich habe mich damit getröstet, dass sie vielleicht irgendwo aus dem Norden Spaniens kommen...
Und wie war das noch mit den hohen Eisenwerten im Spinat? - Ein Tippfehler!
Wie war das mit den Vitamintabletten? Über Jahrzehnte hoch gelobt, sind sie heute schädlich.

Ich denke, es geht hier um gesunden Menschenverstand. Den hast Du, den hab ich, Du, Vio, hast ihn in hohem Maße auch. Ich finde Deine Beispiele sehr gut, Vio, vor allem dieses:
Aber ich bin skeptisch, weil ich weiß, wie man auf die Ergebnisse kommt und der Zufall öfters zuschlägt, als manchen Forschern lieb ist. Allein die Vermutung, dass es vielleicht die Wahrscheinlichkeit für Krebs erhöht, klingt für mich noch nicht so erforscht. Entweder man bekommt Krebs oder nicht, und dann wird versucht, über Kaffeesatz die Ursache dafür zu ergründen.
Du hast es für mich auf den Punkt gebracht, denn ungefähr so empfinde ich das auch.

Lass mal die Inhaltsstoffe von roten Tees weg, Carolyn, es geht mir nicht um die Inhaltsstoffe. Wenn ich biologischen Malven-und Hagebuttentee trinke habe ich keine Probleme. Es geht mir darum, dass da möglicherweise "natürliche" Aromen aus Pilzen oder Sägespänen beigemischt werden, die nicht näher deklariert werden müssen, weil Pilze und Sägespäne ja auch "natürlich" sind. Da kauft man also einen Tee mit der Aufschrift "natürliche Aromastoffe" und es wird einem speiübel.
Das selbe haben wir vielfach bei rotem Fruchtjogurt.
Diese merkwürdig schleichende tägliche Vergiftung, über die noch keine wissenschaftlichen Zeitungsergebnisse vorliegen, verursacht mir deutlich größeres Unbehagen als die grüne Sauce.

Ich will noch ein Beispiel erzählen. Ich bin Teetrinkerin, schon immer gewesen. 1979 lebte ich ein Jahr in London, was meine Liebe zu schwarzem Tee festigte. Morgens kommen in den Familien und bei Freunden ( und auch bei mir) die Blätter in die große Kanne, dann wird aufgebrüht, und täglich wird immer wieder heißes Wasser nachgegossen, dazu ein Löffel Teeblätter, wenn er zu dünn wird. Abends hat man unten einen dicken Blättersatz, den man dann wegschmeisst.
Auf einmal, 1985, 1986, 1987 konnte ich keinen schwarzen Blättertee mehr trinken. Mir wurde nur noch übel!

Anderen Menschen aus meinem Arbeitsumfeld und Bekanntenkreis ging es auch so!
Es war der erste Pestizidskandal, wie sich später herausstellte. Der gute Darjeeling aus Asien war einfach mit Pestiziden überlastet gewesen! Das wurde dann erkannt, nun behördlich kontrolliert und ab ungefähr 1991 konnte ich wieder schwarzen Tee trinken. Aber der Körper hat da ganz klar die Grenzen gewiesen!

Für heute einen lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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