Winterkopfsalate

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Mia
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Winterkopfsalate

Beitrag von Mia » Sa Sep 18, 2021 17:54

Heute möchte ich mich einem etwas größerem Thema widmen, den Winterkopfsalaten.

Jeder deutsche Gärtner weiß, für den Winter kann er noch Feldsalat auf leeren Beeten aussäen, der uns dann, auch unter Eis und Schnee, bis in den März mit frischem Grün versorgt.
Aber für die kalte Jahreszeit es gibt mehr als nur Feldsalat.

Schon vor einigen Jahren kamen sogenannte "Asiasalate" auf den Markt, die noch im Herbst keimen, den Winter im Beet durchhalten, bei kühlen Temperaturen wachsen und gedeihen, zum Beispiel die Sorte 'Grün im Schnee'.
Ich habe Asiasalate ausprobiert, und ich muss sagen, mir sind ihre Blätter zu labberig.
Ich ziehe 'knackige' Blätter vor.
Ich ziehe auch Salate 'mit Geschmack' anderen vor, also, sie dürfen bei mir ruhig etwas herb sein, auch etwas bitterlich, anlehnend an unsere europäischen Endiviensalate.

Nun, das heutige "Winterkopfsalatspektrum" bietet alles, von süß über geschmacklos bis etwas herb und etwas bitter.

Jedenfalls, nach den Asiasalaten, habe ich mich italienischen Winter-Salatsorten zugewandt, und von denen werde ich heute größtenteils berichten.

Durch einen Zufall kamen mir eines Tages gemischte Samen von italienischen Wintersalaten in die Hand, als da waren: 1. Grumolo verde, grüner Kopfsalat, im Frühjahr kann man einzelne Blätter ernten, wie bei Pflücksalat, bevor er lockere Köpfe ausbildet;
2.Variegata di Castelfranco, hübsche, hellgrün-rot gesprenkelte Köpfe, besonders lecker, wenig Bitterstoffe. 3. Catalogna puntarelle (Vulkanspargel): bildet einen ungewöhnlichen Kopf mit mehreren, selbstbleichenden Trieben.

Die Samen kann man bis Ende September in die Erde tun.
Den letzten Satz habe ich Mitte September 20 noch drinnen vorgezogen, und dann Ende September 20 ausgepflanzt.
So sah das Beet dann Anfang Oktober aus:
hochbeet winter Kopie.jpg
hochbeet winter Kopie.jpg (728.83 KiB) 4695 mal betrachtet
Am 31. Oktober war es so gediehen:
.
Dateianhänge
Winterbeet 2.jpg
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2. Fortsetzung Winterkopfsalate, ihr Wachsen

Beitrag von Mia » Sa Sep 18, 2021 18:17

Wir haben also dieses Foto von Ende Oktober:
Winterbeet 2.jpg
Die kleinen Salate kann man schon gut erkennen. Vorne, in der Mitte steht die Catalogna puntarelle.
Wie Ihr seht, hatte sich links etwas Größeres ( per fliegendem Samen) angesiedelt, das war Viehfutter, wie es hier auf den Äckern angebaut wird. Weil ich kein Rindvieh bin, habe ich es ausgerupft.

Am 15. Mai 21 sah das Beet dann so aus:
salat 21.jpg
salat 21.jpg (929.43 KiB) 4693 mal betrachtet
Alle hübschen Salate sind gut erkennbar.
Zwischen dem 31. Oktober und dem 15. Mai lagen im Februar anderthalb Meter Schnee und vier Wochen Temperaturen bei minus 22,9 Grad.
Das haben meine Salate problemlos weggesteckt.

Nun wird es dringend Zeit, sie zu essen! Denn sonst schießen sie in Blüte.
Zuletzt geändert von Mia am So Sep 19, 2021 16:39, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Winterkopfsalate

Beitrag von roccalana » Sa Sep 18, 2021 18:47

Hi Mia
danke für die Salate. Bisher hatte ich Grumolo noch nicht ausprobiert, könnte ich jetzt mal machen.
Dieser Variegato di Castelfranco ist ja interessante Version von Radicchio, die mein Mann sehr mag.
Ich selbst liebe alle Salate die schöne Farben haben und nicht zu weich sind.
Obwohl bei uns fast immer alle Blätter fest sind durch die Sonne.
Bitte mach weiter so.
Rita
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3. Fortsetzung Winterkopfsalate

Beitrag von Mia » Sa Sep 18, 2021 19:23

Sorten und Anbau

Weil ich die Samen ja schon mal hatte, und die Sorten samenfest sind, habe ich in den letzten fünf, sechs Jahren nur die italienischen Wintersalate angebaut.
Sie gehören alle zu den geschmacklich etwas herberen Sorten, ähnlich unserem Endiviensalat, bis auf Variegata del Castro Franko. Diese, auch Orchideensalat genannte Pflanze, ist nicht so sehr herb. Auch Puntarelle ist überhaupt nicht herb. Im Gegenteil: sie schmeckt nach nix.
( Diese Sorte werde ich rausschmeissen.)

Aber: unsere Großeltern wussten auch schon, dass man Kopfsalate auch im Winter anbauen kann! Leider ist ihr Wissen in Vergessenheit geraten, und erst jetzt, langsam, beginnen sich die Gärtner - und der Markt! - daran zu erinnern.
So weiß ich von Freundinnen, dass die Sorte "Winterbutterkopf" allem Eis und Regen trotzt und im frühen Frühjahr mit süßen, knackigen Köpfen daherkommt.
Das gleiche gilt für die winterharte Sorte "Maiwunder", die inzwischen von mehreren Firmen angeboten wird.

Der Anbau ist für alle, die über den Winter kommen sollen, gleich:
Aussaat im August, Anfang September ins Freiland, oder Mitte September im Haus vorziehen, Ende September auspflanzen.
Alle ertragen starke Minusgrade, bei Schnee ist es für sie überhaupt kein Problem.
Allerdings sollten sie bei Kahlfrost dringend mit Nadelreisig abgedeckt werden.
Ungeschützten Kahlfrost bei -10 bis -15 erträgt keine Salatpflanze.
( Aber irgendwo wird jeder ja mal ein paar Tannenäste herkriegen, die reichen, Folie muss es gar nicht sein.)

Hier zeige ich Euch zwei meiner Salate noch mal - klein- im Einzelnen.
Dies ist der 'Orchideensalat':
salat 1.jpg
salat 1.jpg (203.62 KiB) 4682 mal betrachtet
Dies ist 'Grumolo verde':
salat4.jpg
salat4.jpg (219.35 KiB) 4682 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Mia am So Sep 19, 2021 16:40, insgesamt 2-mal geändert.
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4. Fortsetzung Winterkopfsalate

Beitrag von Mia » Sa Sep 18, 2021 20:12

Samen und Vermehrung

Hier muss ich jetzt zurückgehen, zu meinem dritten Beitrag in diesem Thema, und meiner Aussage: "Nun wird es dringend Zeit, sie zu essen! Denn sonst schießen sie in Blüte."

Wir haben für Mitte Mai 21 dieses Foto vorliegen:
salat 21.jpg
salat 21.jpg (929.43 KiB) 4680 mal betrachtet
Wenn man die Pflanzen jetzt nicht bald auffuttert, beginnen sie, anderthalb Meter lange Stängel in die Luft zu treiben, häufig ein regelrechtes Gewirr von Stängeln, was nach einiger Zeit nicht mehr sehr ansehnlich ist.

Und das machen ALLE Kopfsalate, also nicht nur die italienischen, auch die deutschen, wie der Winterbutterkopf...
Die Stängel blühen mit hellblauen Wegerichblüten, für eine Zeit ist das auch nett anzusehen, im September schauen sie dann so aus:
Salatpflanze , samentragend Ende September.jpg
Salatpflanze , samentragend Ende September.jpg (618.57 KiB) 4680 mal betrachtet
Eigentlich kann man sich kaum vorstellen, dass so ein Gestrüpp aus einem kleinen, niedlichen, adretten Salatkopf hervor wachsen kann.
Dennoch, es ist so, und es ist gut, von vorn herein ein paar Samenstände stehen zu lassen; denn wenn man die Samenkörper, ausgereift im September, auf die Hand auspuhlt, hat man zumindest für das nächste und übernächste Jahr jede Menge von den ganz feinen, kommagroßen Samen.

Man sollte das auch tun, und dann diese Stängel Ende September wirklich konsequent abschneiden.
Sonst machen die Samen nämlich was sie wollen, und keimen an Orten wo man sie eigentlich nicht haben will.
Hier seht Ihr z.B. den Orchideensalat am Rand unseres Hofes, mitten im Pflaster, da, wo Autos fahren:
Salatpflanzen.jpg
Salatpflanzen.jpg (665.01 KiB) 4680 mal betrachtet
Weil es da sehr schattig ist, ist er nicht gut ausgefärbt.
Dennoch: so hübsche Köpfchen! Aber ESSEN, kann man ihn wegen der Autoabgase dort nicht. Na, ich lasse den dort auch blühen. Schadet ja nix.
Dann habe ich weitere Samen.

Mia
Zuletzt geändert von Mia am So Sep 19, 2021 16:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Winterkopfsalate

Beitrag von Mia » So Sep 19, 2021 16:09

Roccalana hat geschrieben:Bisher hatte ich Grumolo noch nicht ausprobiert, könnte ich jetzt mal machen.
Ja, mach ruhig. Ich finde den Grumolo nach wie vor gut schmackhaft.
Wobei: es besteht schon ein kräftiger Unterschied zwischen Deutschland und Italien. Als ich vor 5, 6 Jahren mit den italienischen Salaten anfing, hat mich so fasziniert, dass sie über den kalten Winter wuchsen, und ich ab Ende Februar/März schon die ersten, knackigen ( äußeren) Blättchen für einen Salat ernten konnte. Gerade beim Grumolo!
Das Problem mit Schnee und Frost wirst Du in Italien aber nicht haben.
"Roccalana" hat geschrieben:Dieser Variegato di Castelfranco ist ja interessante Version von Radicchio, die mein Mann sehr mag.
Ich selbst liebe alle Salate die schöne Farben haben und nicht zu weich sind.
Obwohl bei uns fast immer alle Blätter fest sind durch die Sonne.
Auch in Deutschland sind die Blätter von Variegato di Castelfranko ( oder: Variegato del Castro Franko) nicht absolut zart, wie zum Beispiel beim deutschen 'Winterbutterkopf'.
Sie haben eine gewisse Festigkeit - vor allem wenn sie in der vollen Sonne stehen- was man so auf den Fotos nicht erkennen oder erahnen kann.
Die Sorte ist ansonsten weniger bitter als normaler Radicchio.
Insgesamt ein schmackhafter Salat.

Und, für deutsche Leser sehr wichtig: wegen der Bitterstoffe werden die Salate von Schnecken weitgehend gemieden!
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