
ich möchte mich kurz vorstellen. Ich heiße Mia, bin jugendliche 53 und hatte schon immer einen Garten.
Und weil mich "Garten" entspannt und mir Freude macht, möchte ich mich darüber austauschen.
Die letzten 16 Jahre hatte aber Probleme mit der Anlage eines Gemüsebeets ( was für mich dazu gehört!), denn ich wohne seitdem auf der Rückseite eines alten Bauernhauses und mein gesamter, recht großer Garten ist mit Fronten 30 Meter hoher Tannen umgeben. Also: Schatten pur. Nun, man kann ja mit Stauden trotzdem schöne Schattenbepflanzungen machen und für buntes Blühzeug jeden kleinen Sonnenfleck nutzen. Aber ich bekam nie ein Gemüsebeet hin, was nicht, neben dem Lichtmangel, Opfer der Nacktschnecken wurde.
Das ging so, bis der Bauer vor einigen Jahren von den Nachbarn gezwungen wurde, 10 der 30-Meterriesen auf 7 Meter abzusägen, weil die Leute Angst hatten, bei Sturm könnten sie ihnen auf's Dach fallen. So entstand plötzlich ein größerer Sonnenfleck in meinem Garten und ich konnte letztes Jahr ein winziges Gemüsebeet anlegen, welches ich dieses Jahr um einen weiteren Meter vergrößert habe.
Hier kommt meine Geschichte dazu:
August 2009
Das Gemüsewunder
In diesem Frühling habe ich wieder ein Gemüsebeet angelegt. Die Preise gerade für frischen Salat sind mir nämlich schon lange zu hoch. Und ich muss einen ganzen Kopf kaufen, während ich allein doch nur einige Blätter täglich davon esse. Ich muss eine ganze Schachtel Rucola kaufen, wenn ich nur einige pikante Blättchen auf dem hartgekochten Ei mit geräucherterm Lachs leckern will. Der Rest verdirbt, denn ich schaffe es nicht, eine Woche lang täglich Lachs mit Ei zu essen. Von daher: Selbst-Salat-Versorgung ist für mich sinnvoller!
Diesmal versuchte ich das Beet an einer ganz neuen Gartenstelle. Die Orte, die ich die letzten 15 Jahre zur Gemüsekultur bestimmte, waren nämlich derartig Schneckenverseucht, so dass ich trotz täglichem Ausstreuens von Schneckenkorn ( was mir eigentlich absolut zuwider war, aber die Bierfallen hatte ich längst als nicht ausreichend überwunden), im Prinzip keine Ernte hatte.
Die braunen Biester fraßen alles ab, was eigentlich ich essen wollte: Jeglichen Salat sowieso, selbst den Rucola mit seinem hohen Gehalt an Senfölen, die ihn genau vor diesen Viechern schützen sollen. Meine persönlichen Gartenschnecken machen da offenbar keinen Unterschied, ihr Schneckendarm verträgt auch Meerettichwurzeln und Raddiccio, und wie oft habe ich schon eine, von Schneckenkorn dicht umgebene, von oben scheinbar heile Zuccini aufgehoben und von unten ausgehöhlt gefunden.
Aber mit diesem schmalen Beet wurde auf rätselhafte Weise alles anders. Die Schnecken meiden es, obwohl ich überhaupt kein Gift mehr streue.
Das neue Beet liegt auf der Rückseite eines kleinen Koniferenwäldchens. Sicher mögen die Schnecken nicht über die trockenen Nadeln kriechen. Aber sie könnten ja von der Wiese her kommen, die es nach vorn begrenzt? Denn ein Luftlinie 5 Meter entferntes Beet ( mein Versuch der Jahre 2006, 2007 und 2008 ist so stark von ihnen befallen, dass die in diesem Jahr dort stehenden Kartoffelpflanzen - trotz Schneckenkorns - bis auf die Stiele abgefressen sind. - Aber ins neue Beet kommen sie nicht. Keine Schnecke geht rein. Das ist das erste Wunder.
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Im April habe ich den Rasensoden dort abgehoben, die Erde umgegraben, gedüngt, und Kompost aufgebracht.
Einen Abend verbrachte ich über zwei Gartenbüchern mit der Aufstellung eines genauen Pflanzplans, nach dem Prinzip, den Gemüsen jeweils gute Nachbarn zuzuordnen, damit sie auf dem schmalen Beetstreifen optimal gediehen.
Vorne links habe ich einen Streifen rote Beete gesät, dann einen Streifen Dill, dann Gurken ( mit Zaun zum ranken), dann ein Streifen Raddiccio. Es folgte etwas mittig hinten ein gekauftes Tomatenpflänzchen zu gekauften Zuccini links und rechts; als Zwischensaat, bevor die Zuccini groß werden, Pflücksalat. Petersilienwurzeln zur Tomate. Rechts nun Bohnen zu Bohnenkraut, daneben als Abgrenzung zu den Erdbeeren Spinat, dann Erdbeeren und Zwiebeln. Vorne an drei Stellen des Beetes pflanzte ich Rucola in der Staudenform.
Ganz genau habe ich die Benachbarung durchgelesen und durchgeführt. Alle Pflanzen sollten sich im Nebeneinander ergänzen und fördern, keine sollte die anderen stören oder beinträchtigen.
Im Mai, quasi als letztes, legte ich meine Bohnen. Sie durften nicht zu tief liegen, die müssen die Glocken läuten hören, sagte meine Großmutter immer. Ich streute die Bohnenkrautsamen obendrüber - denn das sind Lichtkeimer- goß an und wartete.
Drei Wochen vergingen.
Die Bohnen keimten nur sehr zögerlich und vereinzelt. Eine ganze große Tüte hatte ich gelegt, sicher 70 Stück, davon erblicken vielleicht 14 das Licht der Welt. Zwischen ihnen schossen allerdings 100fach andere Sämlinge empor, alle von der gleichen Art. Ich stand staunend davor und konnte es gar nicht fassen: Was war das nur? Ich entschied mich, es müsste das Bohnenkraut sein.
Sah aber nicht aus wie Bohnenkraut. Schon die Keimblätter waren mir verdächtig. Jetzt trugen 100 und mehr starke Pflänzchen, 5 cm hoch, den ersten individuellen Blattschmuck zwischen den absolut vereinzelten Bohnen.
Von einem besonders starken Schößling brach ich einen Teil des fünfzipfelig gezackten Blattes ab, schnupperte daran. Es roch stark auf eine Weise, aber absolut nicht nach Bohnenkraut.
Der Geruch war mir bekannt, die Blattform auch. Mein Auge suchte vergleichend die schon 70 cm hohe Tomatenstaude.
Ja, es stimmte: Was hier in meinem Bohnenbeet wuchs und sich als Bohnenkraut ausgab, waren hunderte von Tomaten! - Nein!
Mei, mei, mei! Man kann man mit dem Pflanzplan so genau sein wie man will - es kommt doch ganz anders als man denkt.
Der Tomatenbefall war das zweite Wunder.
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Ich holte die Bohnenkrautsamentüte aus der Schublade - ich hatte sie nicht gänzlich aufgebraucht - drauf stand: Bohnenkraut. Ich erinnerte mich, diese Tüte bei Mac Billig im Vorbeigehen für 29 Cent gekauft zu haben. Das Zeug musste falsch abgepackt gewesen sein!
Ich wollte die Tomaten nun ausreissen und fortwerfen, aber meine Hundegehfreundin Vera reklamierte sie für sich. Sie wollte sie überall in der Natur auspflanzen, wo sie mit den Hunden ginge, vielleicht würde die eine oder andere doch noch Früchte tragen?
Ich erklärte ihr, dass Tomaten Starkzehrer seien, und von daher auch in meinem Bohnenbeet nicht gedeihen würden, denn der Boden sei dort mager, deshalb hatte ich ja die Bohnen dorthin gepflanzt, damit sie mit ihren Knöllchenbakterien die Erde für nächste Saat mit Stickstoff anreicherten. Doch Vera blieb unbeirrt, und so wurde ich meine ungewollte Tomatenzucht los.
Bis auf drei, die ich in einen Kübel mit Misterde setzte - und die heute 1.50 Meter hoch sind und sich unter der Last ihrer Früchte biegen.
Ich habe dann Bohnen nachgelegt, neues Bohnenkraut gekauft und ausgesät, und nachdem ich einige Zeit dachte, das würde wieder nichts, sind doch zumindest die Bohnen dann ordentlich aufgegangen. Bohnenkraut, sehe ich heute, Ende August immer noch keins.
In der Zwischenzeit hatte sich eine einzelne Sonnenblume zwischen den Bohnen ausgesät. Ich erkannte sie relativ früh und rupfte sie nicht als Unkraut aus.
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Seit Mitte Juni ging es schon ans ernten. Von dem Pflücksalat holte ich mir täglich so viele Blätter wie ich essen wollte, und mischte sie mit dem üppig wuchernden Rucola. Im Juli war der Spinat erntefähig und verwandelte sich zwei Tage hintereinander in ein leckeres Gemüse zu Schweinefilet mit Gorgonzola. Als Nachtisch gab es die Erdbeeren. Die Buschbohnen erntete ich vorletzte Woche das erste Mal, eine zweite Ernte wächst heran. Regelmäßig pflücke ich die Zuccini.
Der Spinat-Beetstreifen wurde nun frei. Was sollte ich danach sähen? Ich liebäugelte mit Fenchel. Im nächsten Sommer hätte ich Fenchelknollen!
Doch - es kam ganz anders.
Ich hatte schon bemerkt, dass sich wieder irgendetwas ausgesät hatte. Eine Pflanze die ich nicht kannte.
Die ersten fünf Exemplare riss ich noch aus und ließ nur eines stehen, damit ich es, wenn es blühen und fruchten würde, bestimmen könnte. Aber nachdem ich einige Zeit später wieder hinguckte, hatte ich schon wieder hundert!
Am folgenden Nachmittag bekam ich Besuch von meinen Hundegehfreundinnen, ich zeigte ihnen das ominöse Kraut, wir rätselten zu dritt, was es sein könnte. Ein Nachtschattengewächs wie die Tomate, da war ich mir eigentlich ziemlich sicher. Aber in Gottesnamen, welches? Wir besprachen nochmal das Bohnenkrautwunder, was sich ja als hundert Tomaten entpuppt hatte.
Und da kam ich auf die Idee mit dem Kompost. Möglicherweise hatte ich die Tomaten gar nicht als Bohnenkraut ausgesät?
Sie hatten vielleicht in meinem Kompost gesteckt, wie auch die Sonnenblume? Denn auch zwischen den Gurken und den Erdbeeren zeigten sich inzwischen Tomatenkeimlinge.
- Was mochte in meinem Kompost noch drinstecken?
Immer wieder ging ich zum Beet und schaute mir die unbekannten Pflanzen an, es ließ mir keine Ruhe.
Und dann hatte ich es: Physalis! Ich habe die kleinen gelben Früchte Winters gern gegessen und sicher immer wieder einige nicht mehr so gute auf den Kompost geworfen.
Anschließend googelte ich, und es stimmt!
http://www.kuebelpflanzeninfo.de/exot/physalis.htm
In meinem wunderbaren Beet wächst soeben zwischen Tomaten, Gurken, Pflücksalat und Bohnen eine starke Physaliskultur heran! Hauptsächlich auf dem abgeernten Spinatstreifen!
Ich lach mich schlapp! Dieses Beet ist das Beste, was ich je hatte! So klein es ist, es ist wirklich für tolle Überraschungen gut!
Im Juli habe ich diese Fotos gemacht:

Uploaded with ImageShack.us

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Dieses Jahr ist ja alles spät, weil es so kalt war. Dieses Jahr habe ich keine vorgezogenen Pflänzchen gekauft, sondern ab Februar Tomaten, Gurken, Zuccini und Physalis selbst vorgezogen. Ich hatte die Töpfchen dann ab Ende März draussen in einem abgedecktem Aquarium auf dem Terrassentisch stehen, aber sie sind trotz der Frühbeetatmosphäre nicht gut hochgekommen. Schließlich habe ich sie Mitte/Ende April wieder rein geholt und auf die warme Fensterbank gestellt, was sie etwas gestärkt hat.
Naja, jedenfalls freue ich mich hier auf einen Austausch, und ich hab auch schon ein paar drängende Fragen, die ich morgen oder übermorgen stellen werde.
Mit lieben Grüßen,
Mia
