Hallo, ich bin Mia!

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Carolyn
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Carolyn » Mi Mär 02, 2011 10:20

Ich vermute mal, dem Bauern sind die Tannen ans Herz gewachsen, das ihm jetzt, da er sie fällen muss, regelrecht zu brechen droht. Deswegen zelebriert er den Abschied auch so und will sich da nicht dreinreden lassen. Würde das jemand anders "auf die Schnelle" machen, käme er sich vermutlich halb und halb vergewaltigt vor. Er wäre mit der seelischen Verarbeitung überfordert.
Verstehen kann ich das schon, ich hänge an meinen Bäumen auch, obwohl ich sie nicht selber gepflanzt habe. Und wenn man so alt ist, dann tut man sich mit Veränderungen noch schwerer, noch dazu, wenn sie nicht aus eigenem Entschluß geschehen sondern von anderen diktiert werden. Ich weiß, wie bedrängt und unverstanden ich mich fühlte, als mir nach dem Tod meiner Eltern alle möglichen Leute sagten, ich könne die Arbeit rund ums Haus nie bewältigen, ich solle es doch aufgeben und wegziehen. Aus ihrer Sicht hatten sie recht, aus meiner war es schlichtweg unmöglich. Obwohl es "nur" ein Haus ist.
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Mia » Mi Mär 02, 2011 21:44

Ich denke, Du hast recht, Carolyn. :smile:

Es ist wirklich so: die mit den bäuerlichen Wurzeln hängen an ihrer Scholle, ihrem Heim, ihren Bäumen. Vermutlich viel mehr, als sich ein Städter das vorstellen kann. Auf diesem Hintergrund kann ich gut nachvollziehen, dass Du Dein Elternhaus ( mitsamt ungeheuer viel Arbeit) nicht und niemals aufgeben könntest. Die eigenen Wurzeln gibt man halt nicht auf.
Und meinem Bauern geht es mit den Tannen vermutlich ähnlich. Ich merk auch, wie sehr ihn das tangiert. Ich spüre auch, wie glücklich er ist, dass ich ihm nicht auch noch "in den Rücken" falle.

Tja, dann geht halt mein Garten jetzt - sehr unsensibel - den Bach runter. Natürlich ist das auf eine Weise doof und traurig, auf der anderen Seite sag ich mir aber, wenn ich bald von allen Seiten volle Sonne kriege, hätten die Schattenbepflanzungen ohnehin nicht stehenbleiben können. Es hätte eh alles anders werden müssen.

Die meisten Azaleen habe ich unter den gefällten Tannen hervorziehen und auf diese Weise retten können, auch die große dunkelblaue Hortensie mit den flachen Blüten, immerhin ein 16 Jahre alter Busch. Im Halbschattenbereich sind neben zwei normalen Hortensienbüschen, vier große Rhododendren den Weg in die Ewigkeit gegangen, abgesägt bis auf die Wurzel. Ich glaube nicht, dass die jemals wiederkommen werden.

Im sonnigeren Bereich sind die Forsythien hinüber - abgesägt und vom Traktor in den Lehm gepflügt. Die Buddleyapflanzen hingegen könnten nochmal wiederkommen, so zäh wie die sind, wenn man die Tannen, die obendrauf liegen, wegnimmt.
Auch die Strauchrosen, die Bäuerlein bis zur Wurzel gekappt hat, könnten nochmal wiederkommen. Die ganze Unterpflanzung ist wurscht, davon habe ich eh ganz viel an anderen Stellen. Die letzte grüne Christrose ist zwar abgerissen, aber ihre Wurzel habe ich gerettet. Leid tut es mir um mein blau-schwarzes Gras "Opiophogon planes nigrescens" ( oder so ähnlich). Es war auch schon 16 Jahre alt. Im Sommer blühte es rosa und dann bekam es winzige Beerchen. Naja, n' bisschen Verlust ist immer. :sad:
Gottseidank habe ich, wie als ob ich es ahnte, im letzten Herbst ALLE frostharten Alpenveilchen ausgemacht und in Tröge gepflanzt. Das wäre ein herber Verlust gewesen. Die waren auch schon 16 Jahre alt, und da kommt in 16 Jahren schon einiges an Knöllchen und auch an dicken Knollen zusammen. Um die wäre ich wirklich sehr traurig gewesen. Besonders um die weißen, davon habe ich nämlich nur drei, und um den einen Sport, der extrem dunkelrosa ist.
Mein Beet für Kartoffeln, Gurken und Starkzehrer ist vernichtet, das fiel Bäuerlein nicht weiter auf, war schließlich nur ne Holzumrandung drum, die sofort den Traktorenrädern nachgab. Die Wiese drumherum ist tiefer Matsch, zerfurcht von Traktorenrädern, die Rasenflächen vorne ebenso.

Kurz und klein: fast der ganze Garten ist umgepflügt und zerstört.
Das, was ich daran positiv sehe, ist: sobald der Landwirt fertig ist, kann ich komplett neu pflanzen und gestalten.
Es ist ja so, es wird mit dem Fällen der Tannen auch ein gänzlich neuer Anfang gemacht! Ich wechsele von einem Schattengarten in einen Sonnengarten! - Weiß ich, ob ich die ehemaligen Rasenkanten noch so lasse? Vielleicht ergibt sich ja mit dem neuen Lichteinfall ein gänzlich neuer Verlauf? Vielleicht wird die zerfurchte Wiese um das ehemalige Kartoffelbeet nun gänzlich ein feiner Gemüsegarten? Also, ich sehe in dem ganzen Chaos, so weh mir das auf eine Weise tut, auch durchaus eine Chance. Es wird Zeit brauchen bis mein alter Vermieter fertig ist, und dieses Jahr wird es mit neuen Gartenplänen nichts werden. Aber dann!

Und wenn der Herr Bauer die Tannenzweige mit den Nadeln nicht rechtzeitig wegschafft, liebe Ceri, bevor sie alles versauern, werde ich das tun. Was bleibt mir anderes übrig, wenn ich weiterhin einen Garten haben will?

Lieben Gruß,

Mia
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Carolyn » Do Mär 03, 2011 11:23

Mia hat geschrieben:Ich denke, Du hast recht, Carolyn. :smile:

Es ist wirklich so: die mit den bäuerlichen Wurzeln hängen an ihrer Scholle, ihrem Heim, ihren Bäumen. Vermutlich viel mehr, als sich ein Städter das vorstellen kann. Auf diesem Hintergrund kann ich gut nachvollziehen, dass Du Dein Elternhaus ( mitsamt ungeheuer viel Arbeit) nicht und niemals aufgeben könntest. Die eigenen Wurzeln gibt man halt nicht auf.
Und meinem Bauern geht es mit den Tannen vermutlich ähnlich. Ich merk auch, wie sehr ihn das tangiert. Ich spüre auch, wie glücklich er ist, dass ich ihm nicht auch noch "in den Rücken" falle.
Etwas ähnliches gibt es umgekehrt auch: das Verhältnis zu Haustieren. Während ein Städter Haustiere oft fast wie eigene Kinder ansieht, hat ein Bauer ein wesentlich sachlicheres Verhältnis dazu, auch wenn er ebenfalls an ihnen hängt (genauso wie am "Vieh") und durchaus die ein oder andere Träne verdrückt, wenn es stirbt.

Falls es dafür noch nicht zu spät ist könntest Du evtl. über diesen Verständnisweg aber Deinen Bauern darum bitten, Dir zu sagen, wo er als nächstes einen Baum hinwerfen will, damit Du noch Pflanzen retten kannst. Oder (vielleicht besser) Du versuchst es über die Bäuerin, die hat für "Blumen" normalerweise eher Verständnis als der Bauer. (Mein Vater hat auf sowas auch kaum geachtet. *gg*) Und wenn Du Dich anbietest, ihnen beim Wegräumen der Äste zu helfen (unbedingt vorher fragen, nicht einfach tun!), dann ergibt sich für "Rettungsgespräche" automatisch eine Gelegenheit. :wink:

Mit Rhododendren habe ich keine Erfahrung, aber Forsythien kommen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder! Die loszuwerden ist ausgesprochen mühsam. *gg* Genauso wie die Rosen. Da versuchte mein Vater mal eine auszugraben (!) und statt dessen Phlox hinzupflanzen - hatte nur der Rose niemand gesagt. Heute ist der Strauch zwar nicht kräftig (da nie fachmännisch gepflegt), aber mannshoch.
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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Cerifera » Fr Mär 04, 2011 00:37

Rhododendren sind leider nicht so hart im nehmen, vorletztes Jahr habe ich die rote heruntergeschnitten weil die Äste krank waren und sie kam letzes Jahr nicht wieder. Dafür aber die weiße umso prächtiger! Es stimmt schon wenn man die Vorteile in dem Chaos noch sieht kann man sich auch darauf freuen was Neues zu starten.

Bei den Forsythien stimme ich Carolyn zu die sind wirklich hart im Nehmen! Falls nicht kannst Du kleine von mir hier haben ich hab hier genug ;-)

Ich kenne das mit den Bäumen von meinem Schwiegervater. Wir haben hier hohe Weißdornbäume und daran möchte er am liebsten nur selber rumschnippeln (aber kann halt auch nicht mehr so). Aber man muss mit ihm darüber vorher reden dann ist das ok. Der Vorteil in diesen Bäumen ist der Schatten für den Komposter und für einen selber im Sommer beim Rasenmähen und für viele Vögel und Hummeln ist es eine gute Nahrungsquelle. Aber wie der sticht...

Vielleicht kannst Du die Bäuerin ja begeistern wenn Du ihr sagst ob sie nicht Lust hätte mit Dir zusammen die Neugestaltung zu machen? So wie sich das anhört sind die Nachbarn ja nicht so gut auf sie zu sprechen, oft muss man sich einfach selbst ein Bild von den Leuten machen....

Dass der Grund dem Bauern gehört und er somit im Endeffekt damit machen kann was er will hatte ich nicht gewusst aber ich denke wenn die so gutmütig sind und man sich gegenseitig auch riechen kann werden die Dir bestimmt auch mal einen Traktor ausleihen wenn Du ein Beet umgraben willst ;-)

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Re: Hallo, ich bin Mia!

Beitrag von Carolyn » Fr Mär 04, 2011 10:07

Cerifera hat geschrieben:Vielleicht kannst Du die Bäuerin ja begeistern wenn Du ihr sagst ob sie nicht Lust hätte mit Dir zusammen die Neugestaltung zu machen? So wie sich das anhört sind die Nachbarn ja nicht so gut auf sie zu sprechen, oft muss man sich einfach selbst ein Bild von den Leuten machen....
Gute Idee, vor allem, wenn Du Sie "um Rat fragst". *gg* Kann nur sein, dass sie dann enttäuscht ist, wenn Du zu viel von Deinen eigenen Ideen umsetzt.
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