Praxis der Permakultur

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Luzian
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Praxis der Permakultur

Beitrag von Luzian » Do Aug 08, 2013 23:52

Hallo Foris

sicher kennen hier einige Sepp Holzers Bücher über die Permakultur. Ich habe sie mir selbst schon
vor Jahren gekauft und durchgelesen. Nun will ich dieses Jahr mit der Anwendung beginnen.
Meine Eltern haben einen großen Garten hinter dem Haus von dem die meiste Fläche ungenutzt
ist ( Wiese ). Da meine Eltern bald in Rente gehen habe ich ihnen angeboten ihnen bei dem
anlegen eines Gartens zu helfen.
Meine Frage wäre, wie viele Permakulturbeete muss man anlegen das in allen vier Jahreszeiten
sich daraus vier Personen die meiste Zeit ernähren können ?
Kennt ihr vielleicht Webseiten die sich mit dem Saatgutbedarf und der Fläche an Garten
für die Ernährung von vier Personen beschäftigen ?
Die Holzersche Permakultur ist für mich ansprechend da sie einen dreimal höheren Ertrag
bei gleicher Fläche verspricht als ein normales Gemüsebeet.
Wenn ihr vier Personen möglichst die meiste Zeit im Jahr versorgen müsstet was würdet
ihr anbauen und welche und wie viele Obstbäume und Obsträucher würdet ihr zudem
anpflanzen ?

LG

Luzian

Peter Heinrichs
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Re: Praxis der Permakultur

Beitrag von Peter Heinrichs » Di Aug 13, 2013 02:40

3 Hektar und 3 Jahre Minimum Vorbereitungszeit um einen guten Boden zu schaffen?

donnawetta
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Re: Praxis der Permakultur

Beitrag von donnawetta » Di Aug 13, 2013 10:51

Hallo Luzian,

3 Hektar halte ich für deutlich übertrieben, aber 3 Jahre für den guten Boden sind locker nötig - nicht nur für Permakultur, sondern auch für einen schnöden Nutzgarten, der aus einer Wiese entstehen soll. Das heißt aber natürlich keinesfalls, dass man erst nach den drei Jahren anfangen kann - ganz im Gegenteil, man muss ja erst mal Grünzeug haben, um den Boden verbessern zu können - abgesehen davon, dass so manche Gründüngung essbar ist :-)

Ich habe mich nur sehr am Rande mit Permaklutur beschäftigt und bewirtschafte meinen Nutzgarten gerade mal seit einem Jahr. Daher bin ich nicht die kompetenteste Ansprechpartnerin. Allerdings habe ich wissen wollen, wieviel Land ich brauche, um zwei Leute mit einem biologisch bewirtschafteten Nutzgarten zu versorgen. Wobei damit gemeint ist, dass der Garten im Sommer satt machen und im Winter ein paar Kohlköpfe u.ä. liefern soll. Die Antworten variierten zwischen 50 und 100m² pro Nase. Hochbeete sparen dabei natürlich Platz (das kann ich schon nach einem Jahr voll unterschreiben - alles, was in Hochbeeten wächst, wirft früher und ungleich höhere Erträge ab). Was "Holzersche Permakultur" ist, weiß ich leider nicht; ich spreche dabei von Hochbeeten, die "geschichtet" wurden, also mit Ästen, Zweigen, Gartenerde, Rasensoden, Pferdemist, Kopmpost etc.

Meiner Meinung nach wird es schwer, eine ganzjährige Versorgung zu haben, ohne ein (solar-) beheiztes Gewächshaus, denn bei Frost, Eis und Schnee wächst nun mal nur sehr wenig. Alternativ braucht man zumindest eine professionelle Einlagerungsmöglichkeit wie jede Menge Tiefkühltruhen oder einen Erdkeller, der maximale Haltbarkeit des Lagerguts garantiert, so dass man lange von der Ernte zehren kann. Oder man muss einsalzen/kochen. Da hängst also weit mehr Arbeit dran als "nur" an einem normalen Nutzgarten. Das sind meine 10 Pfennig; ich würde mich aber freuen, wenn mir jemand widerspräche, da ich selbst auch ein Interesse an ganzjähriger Selbstversorgung durch den Garten habe, das ganze neben voller Berufstätigkeit aber als zu schwer durchführbar abgehakt habe.


Noch zu deiner Frage, WAS du anbauen sollst: Das richtet sich ganz danach, was du essen möchtest. Bei uns gedeihen z.B. diie Kürbisse ganz prächtig, aber ich bin gar nicht so scharf auf die Teile. Die meisten werde ich wohl verschenken. Hätte ich begrenzten Platz, würde ich ihn nächstes Jahr klüger nutzen. Will sagen: Zuerst solltest du dir eine Liste der Dinge machen, die du gern isst. Dann würde ich anfangen, die einzelnen Gemüse den Beeten zuzuordnen - nach den Vorgaben der Mischkultur. Das ist schon kompliziert genug :grin: Und dann braucht man mMn ein paar Jahre, um das ganze Ding vernünftig "ans Laufen" zu kriegen. Ich betrachte mein erste Jahr als Testjahr und notiere mir die wichtigen Ergebnisse und Fragen, damit ich nächstes Jahr ein bisschen cleverer vorgehen kann. Auf diese Weise hoffe ich, dass der Garten irgendwann fast von allein läuft :-)

Mia
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Re: Praxis der Permakultur

Beitrag von Mia » Di Aug 13, 2013 22:25

Hi Lucian,

ich weiß noch gut, wie meine Großeltern mit 3 KIndern das machten, denn von 1912 bis 1950 waren sie Selbstversorger im Ruhrgebiet und konnten nur wenig dazu kaufen.
Erstmal hatten sie Tiere. Hühner, Kaninchen, Ziege und Schwein. Ziege und Schwein wohnten mit im Haus, in dem Raum, der heute das Badezimmer ist. Mit dem Dung, der von den Tieren abfiel, düngten sie den Garten.
Ihr Garten war 30 Meter lang und 10 Meter breit. Er streckte sich von Norden nach Süden. Neben dem Haus, hinter dem Hühnerstall, wuchs ein starker Haselnussbusch mit Nüssen für den Winter. Nah am Haus auch Petersilie und Schnittlauch.
Um das Haus standen ansonsten überall Obstbäume: Sauerkirsche, Süßkirsche, 2 Pflaumen, zwei Apfel- und drei Birnensorten. Unter den letzteren Bäumen, nach Süden hin, wuchsen Stachelbeeren und Johannisbeeren. Darunter Minze.
Dann, wenn man die schattigen Bäume passierte, öffnete sich der Garten nach Süden ins Licht.
Es war ein klassischer Bauerngarten mit einem Weg in der Mitte, an dem rechts und links Blumenbeete lagen, und rechts und links gingen jeweils auch wieder schmalere Wege in die Beete.

Nach den schattigen Bäumen folgte links ein Erdbeerbeet, was mitunter wechselte. Rechts vom Weg war ein Beet für Schwachzehrer und Kräuter.
Und dann folgte der ordentlich gegüngte Teil: Hier waren nun zig Beete, die in Dreifelderwirtschaft betrieben wurden, und zwar alles, was das Herz begeehrt: Zwiebeln, Bohnen, Kohlarten, dicke Bohnen, Lauch, Stangenbohnen, Spinat, guter Heinrich, Möhren, Erbsen, Grünkohl, Rosenkohl, rote Beete, und nicht zu vergessen: Ein sehr großes Kartoffelfeld!
Kartoffeln waren ja ein Grundnahrungsmittel!

Meine Großeltern hatten einen kühlen Keller, so dass sie ihre Kartoffeln für die ganze Familie über den Winter lagern konnten. Dort lagen auch die Äpfel auf Borden, die man noch bis in den März genussvoll essen konnte. Im Keller meines Elternhauses ist heute noch eine Räucherkammer, denn sie schlachteten selbst und räucherten selbst. So hingen über den Kartoffeln und Äpfeln im Keller die Schinken und Würste. Sauerkraut aus Weißkohl legten sie jeden Herbst selber ein. Es hielt lange bis ins Frühjahr. Es stand in großen, irdenen Töpfen mit einem Teller drauf, der mit einem Stein beschwert war. Aus Rüben vom Bauern kochten sie süßes Rübenmus. Das stand ebenfalls in großen, irdenen Töpfen, und meine Mutter und meine Onkel machten sich als Kinder ein Vergnügen daraus, einfach in den Keller zu laufen, die Hand da rein zu tauchen und sie hinterher abzulecken.
Für die Wurzelgemüse und Kohlsorten hatten die Großeltern im Garten eine "Miete". Alles wurde dort zwischen Strohschichten vergraben und hielt so über den Winter.
Alle Früchte von Bäumen und Stäuchern kochten sie ein, oder machten daraus Marmelade. Beides lange haltbar.
Mit den schwarzen Johannisbeeren machten sie "Aufgesetzten". Opa hatte große Gärflaschen im Keller stehen, er schuf problemlos Holunder- oder Pflaumenwein.
So reichte dieser Garten über einen langen Zeitraum für 5 Menschen. Sie mussten nur Zucker, Salz und Mehl dazu kaufen.
Es hängt also nicht wirklich von der Gartengröße ab, sondern vor allem von dem, wie man die Ressourcen nutzt, die einem da entgegenwachsen.
Wenn man sich darauf einlässt, kann man auch mit relativ wenig Gartenraum viele Leute ernähren.
Nur dann muss man halt lagern, einkochen, heutzutage einfrieren, etc.
Das Wachsen im Garten allein ist es nicht. Man muss die gewachsenen Dinger hinterher auch gut versorgen. :wink:

Lieben Gruß,
Mia
Ich möchte so ein guter Mensch werden, wie meine Hunde von mir glauben, dass ich es bin.

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Re: Praxis der Permakultur

Beitrag von donnawetta » Mi Aug 14, 2013 09:35

Mensch, Mia, für mein romantisches, aber auch mein freiheitsliebendes Ich klingt das so wundervoll! Andererseits hab ich auch dieses "vernünftige Ich", das mir dauernd zubrüllt, ich solle mir das mal nicht so einfach vorstellen und überhaupt - wie soll das neben der Arbeit alles klappen? Wahrscheinlich geht es den meisten hier ähnlich, oder?

Ich schätze, ich werde mich langsam rantasten, genau wie mit dem Garten auch. Im Moment ist es so, dass ich zum Beispiel gar keine Möglichkeit habe, Kartoffeln oder Äpfel sachgemäß zu lagern. Das neue Haus wird keinen Keller haben, das alte hat einen eher nassen als feuchten. Jedenfalls stehe ich jetzt da mit 30 Kilo Kartoffeln und weiß, dass die keimen werden, wenn ich nicht die meisten davon verschenke.

Falls Lucian darüber nachdenkt, auch im Winter anzubauen, empfehle ich das Buch "Kleine grüne Archen" von Claudia Lorenz-Ladener. Darin sind verschiedene Wege beschrieben, wie man selbst ein passivsolares Gewächshaus bauen kann. Ebenfalls interessant für alle Hausbesitzer, deren Keller zu warm und trocken (oder zu nass) und daher zum Einlagern nicht geeignet sind, ist das Buch "Naturkeller" von der gleichen Autorin. Da wird beschrieben, wie man einen Erdkeller anbauen, einen bestehenden Keller umbauen oder einen freistehenden Keller im Garten errichten kann. Was mir bei beiden Büchern gut gefällt, sind die wirklich auch für Laien verständlichen Anleitungen, die mit ebenso verständlichen Begründungen geliefert werden, so dass man nicht stumpf nachbauen muss, sondern selbst eine Idee entwickeln kann. Außerdem wird beschrieben, wie man möglichst günstig bzw. mit gebrauchten Materialien baut.

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Re: Praxis der Permakultur

Beitrag von Luzian » Mo Aug 19, 2013 13:00

Hallo Leute

vielen, vielen lieben Dank für eure Antworten. Mir geistert gerade die Frage im Kopf herum was ich dieses
Jahr noch am besten machen kann um nächstes Jahr die Permakulturbeete zu bepflanzen und zu beernten.
Zeit habe ich eigentlich nur am Wochenende und Dienstag-Abend und Mittwochs um zu meinen Eltern
zu fahren und anzufangen den Garten anzulegen.
Ich bräuchte also schon Hilfe von mindestens zwei Personen. Einen Gartenbaubetrieb will ich nicht
engagieren weil das sonst zu teuer würde. Kennt ihr vielleicht im Internet eine Job-Börse oder Vermittlung
von Gartenbauhelfern mit denen ihr gute Erfahrung gemacht habt und deren Bezahlung nicht zu
teuer wurde ?
Danke für den Buchtipp. Von Claudia Lorenz-Ladener habe ich auch ein Buch das heisst "Naturkeller".
Einen Naturkeller will ich im Garten auch anlegen aber dafür mache ich einen neuen Thread auf.

Viele Grüße

Luzian

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Re: Praxis der Permakultur

Beitrag von friederike » Fr Aug 23, 2013 00:59

Hi Luzian,

also flaechenmaessig sind 3 hektar angemessen, wenn du z.B auch das getreide fuer dein brot anbauen willst und eine Kuh brauchst fuer Milchprodukte....ich nehme mal an das du mit "selbstversorger" aber nur den gemuese und obstbedarf rechnest, oder? Ich denke das ca 200m2 dafuer angebracht werden.

Grundlegende Gemuesearten sind fuer mich Kartoffeln und Moehren und die sind beide gut geeignt fuer das erste Jahr nach dem Wiesenumbruch. Das waere also gleich was. Ausserdem Bohnen - das sind schwachzehrer und hervorragned geeignet zum einlegen oder einfrieren, genau auch wie erbsen. Ich bin mir voelligsicher, das das alles sofort nach umbruch waechst. probieren kannst du alles, sinnvoll ist sicher Zucchini, Kohl, Kohlrabi, salate....
Jetzt noch, nun ja, Gruendungung einsaeen wuerde ich oder einfach erstmal mulchen damit das grass abstirbt!! (geht aber nur wenn due keine quecken hast)

Obstmaessig, erdebeeren!! :) Kannst du sofort ertrag haben und je nach sorten auch lange ernten, einfieren, einkochen, marmelade machen. Baueme und straeucher anlegen naechsten jahr, aber naturlich erst nach einigen jahren ertragsreich! :)

Du musst einfach loslegen, man sagt 10 Jahre bis sich so ein garten einfaehrt.....also los und du wirst jedes jahr was dazu lernen.
Friederike
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Gemuesezeit
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Re: Praxis der Permakultur

Beitrag von Gemuesezeit » So Feb 02, 2014 22:05

Kommt halt drauf an was ihr anbaut. Rosenkohl und Bohnen sparen Platz - mag aber nicht jeder.
Kartoffeln auf Platz anzubauen 'frisst' sehr viel Platz. Wenn du Holzkisten, Tonnen oder Wasserbehälter hast, kannst du Kartoffeln in die Höhe züchten. Das spart enorm Platz.

Breite Wege sind ein unnötiger Kostenfaktor und können bestmöglich mit Kräutern oder Salaten bepflanzt werden.

Je wilder ein garten aussieht, desto gesünder ist er.
Viele Unkräuter halten Schädlinge ab und sind dazu noch essbar.

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Re: Praxis der Permakultur

Beitrag von Luzian » Mi Feb 12, 2014 20:30

Hallo Gemuesezeit,

ich habe mit meinen Eltern letztes Jahr Kartoffeln in Pflanzsäcke vor dem Haus, wo sie viel Sonne
hatten, gepflanzt. Bei relativ wenig Erde hatten die Knollen viel Ertrag und sind auch recht groß
geworden.
Mal sehen vielleicht werde ich dieses Frühjahr noch ein dutzend dieser Säcke bestellen,
damit sich diese Aktion mehr rentiert......

Viele Grüße

Luzian

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